Anfang Juli wurden zwei erste Beulenpest-Fälle im Westen der Mongolei an der Grenze zur russischen Republik Altai registriert. Die Infektionen wurden bei einem Mann und einer Frau nachgewiesen, die zuvor rohes Murmeltier-Fleisch verzehrt haben sollen.
Ein weiterer Verdachtsfall von Beulenpest wurde in der Stadt Bayan Nur im Westen der Autonomen Region Innere Mongolei im Norden Chinas an der Grenze zur Mongolei gemeldet. Nach der Bestätigung der Diagnose verhängten die lokalen Behörden die dritthöchste Alarmstufe einer epidemiologischen Gefahr, die bis Ende des Jahres gelten soll. Am Montag gab die westmongolische Provinz Bajan-Ölgii eine weitere Infektion bei einem 15-Jährigen bekannt, die ebenso auf den Konsum des Murmeltier-Fleisches zurückzuführen sein soll, hieß es.
Laut dem ehemaligen Chef der russischen Hygieneinspektion und Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften, Gennadi Onischtschenko, gilt dieses Gebiet Zentralasien als natürliches Reservoir des Pestbakteriums, das als Erreger der Krankheit bekannt ist. Es wird hauptsächlich durch das Fleisch der sogenannten sibirischen Murmeltiere und Ziesel übertragen, das von Einheimischen trotz des geltenden Verbots der Jagd und des Verzehrs der Tiere als Delikatesse sehr hoch geschätzt wird. Als Hauptüberträger der Infektion dienen dabei die Flöhe, die auf den Nagetieren parasitieren und auf den Menschen übergehen können.
Die Behörden Chinas und der Mongolei leiteten bereits dringende Maßnahmen ein, um die Ausbreitung des Pesterregers einzudämmen. Alle Kontaktpersonen der Infizierten wurden isoliert. Die Bevölkerung der betroffenen Gebiete wurde aufgefordert, alle Pest-Verdachtsfälle sowie Fieber mit unklarer Ursache zu melden. Kranke oder tote Murmeltiere sollen ebenfalls gemeldet werden.
Im Zusammenhang mit den Essgewohnheiten der einheimischen Bevölkerung kommt es in Zentralasien wiederholt zu lokalen Beulenpest-Ausbrüchen. Da Experten, anders als beim Corona-Virus, über einen wirksamen Impfstoff gegen die Beulenpest verfügen, schätzen sie die Bedrohung durch diese Ausbrüche eher als gering ein.
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