Indien, die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, wird sich im Jahr 2022 nach dem pandemiebedingten Rückgang wieder erholt haben, so S&P Global Ratings.
Der in den USA ansässigen Ratingagentur zufolge soll das Wirtschaftswachstum Indiens nach einem fünfprozentigen Rückgang des BIP im laufenden Finanzjahr, das im März 2021 endet, wieder um 8,5 Prozent steigen:
Indiens breite Palette struktureller Trends, einschließlich einer gesunden Demografie und wettbewerbsfähiger Lohnstückkosten, wirkt sich zu seinen Gunsten aus. Wirtschaftsreformen würden dieses Ergebnis weiter stützen, wenn sie gut durchgeführt werden.
Mit einer Erholung dieser Größenordnung wird Indiens 10-jähriges gewichtetes durchschnittliches reales Wachstum beim Pro-Kopf-BIP wahrscheinlich weiterhin deutlich über dem Durchschnitt seiner Konkurrenten liegen.
Laut S&P könnte ein schwerer lokaler Ausbruch der Krankheit die Wachstumsrate des Landes beeinträchtigen und einen Abwärtsdruck auf das Länderrating zur Folge haben. Die Agentur warnte davor, dass eine anhaltende Finanz- und Unternehmensnot in Verbindung mit einer lang anhaltenden globalen Konjunkturschwäche die Erholung Indiens weiter gefährden könnte. S&P hob hervor:
Solche Risikoszenarien können eine umfassende Überprüfung unserer Annahmen in Bezug auf den souveränen Staat erfordern. Die Erwartungen für einen starken Aufschwung könnten sich ändern, wenn diese Krise das indische Wachstum länger schwächt als wir jetzt annehmen.
Die COVID-19-Fälle in Indien nahmen zu, nachdem die Beschränkungen Anfang dieses Monats gelockert wurden, um die Wiederaufnahme von Geschäfts- und Transportaktivitäten zu ermöglichen. Mit über 332.000 Infizierten und mehr als 9.500 Todesfällen ist Indien derzeit das am viertschwersten betroffene Land weltweit.
Die Agentur prognostizierte, dass Indiens Haushaltsdefizit in diesem Jahr steigen wird, da die Regierung ihre Ausgaben erhöhte, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Vergangenen Monat kündigte die indische Regierung ein Konjunkturpaket in Höhe von 20 Billionen Rupien (264,8 Milliarden US-Dollar) an, um die Wirtschaft nach der Pandemie anzukurbeln. Der größte Teil der Hilfe soll in Form von Regierungsgarantien sowie Kredit- und Liquiditätsunterstützung durch den Bankensektor über die Zentralbank von Indien erfolgen.
Nach Angaben von S&P werden die direkten Staatsausgaben weniger als ein Prozent des BIP betragen. Die Kredit-Ratingagentur erläuterte weiter:
Die äußeren Rahmenbedingungen Indiens stützen weiterhin unser Rating, was vor allem auf die bescheidene Auslandsverschuldung des Landes zurückzuführen ist. Als großer Nettoimporteur von Energie kommen die niedrigen Ölpreise den Geschäftsbedingungen des Landes zugute, was in den nächsten Jahren wahrscheinlich zu einem niedrigeren Leistungsbilanzdefizit führen wird.
Die global bekannte Ratingagentur erteilte Indien zuletzt ein BBB- Rating aufgrund der Staatsschulden des Landes. Man erklärte, dass die Wirtschaft des Landes sich seit Beginn der Krise auf einer "schwachen Basis" mit einem realen BIP-Wachstum auf einem Elfjahrestief befinde.
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