Der Sender RT Spanisch wurde letzten Donnerstag ohne vorherige Ankündigung und jegliche Erklärung eingestellt. Auch auf Nachfrage von RT gab das staatliche Telekommunikationsunternehmen Ecuadors CNT den genauen Grund für die Einstellung nicht bekannt. CNT teilte seinen Kunden lediglich mit, dass der Sender 778, auf dem RT Spanisch ausgestrahlt wurde, nicht mehr im Paket enthalten sei und durch drei Sportkanäle ersetzt werde.
Die ecuadorianische Innenministerin María Paula Romo hat RT Spanisch vorigen Monat für die zunehmende Gewalt verantwortlich gemacht, der Präsident Lenín Moreno in den Medien während der massiven Proteste ausgesetzt war. Romo kritisierte die "Angriffe in sozialen Medien", die angeblich gegen Moreno gerichtet waren, und fügte hinzu, dass Moreno in den Medien fast dem gleichen Ausmaß an Hass ausgesetzt war wie auf der Straße. Sie sprach auch über viele "Fehlinformationen" im Medienbereich. Vor allem "ein Staatssender der russischen Regierung" geriet in Kritik, die Proteste in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito live übertragen zu haben.
Die Innenministerin bezeichnete die Berichterstattung von RT als "auffällig", räumte jedoch ein, dass der Sender "alles zeigte, was auf den Straßen passierte". Dabei war RT bei weitem nicht der einzige Sender, der die Unruhen abdeckte. Auch Medien-Schwergewichte wie die spanischen EFE, El País, La Vanguardia sowie die kolumbianische El Tiempo und die argentinische Infobae haben die Demonstrationen ebenfalls live übertragen.
Auslöser für die Proteste war der Regierungsbeschluss von Moreno, die Benzinsubventionen zu streichen. Diese Entscheidung hatte zu einer schlagartigen Erhöhung der Preise für Diesel-Kraftstoff um über 100 Prozent geführt. Das entfachte den Protest der indigenen Völker und der Gewerkschaften. Bei der Protestwelle wurden nach Angaben des Bürgerbeauftragten acht Menschen getötet, weitere 1.340 wurden verletzt und 1.192 festgenommen.
Der ecuadorianische Ex-Präsident Rafael Correa, der seit dem Jahr 2018 bei RT Spanisch die Sendung "Conversando con Correa" ("Im Gespräch mit Correa") moderiert, sagte gegenüber RT, das Vorgehen gegen den Sender sei eine Zensur. Er entschuldigte sich. Seiner Meinung nach hänge die Sperre mit seiner Verfolgung zusammen.
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