Der ins mediale Bild passende Venezolaner demonstriert entweder aufgebracht gegen Präsident Nicolás Maduro oder verlässt frustriert das Land. So zumindest der Blick der Deutschen Presse-Agentur auf das südamerikanische Land. Dafür wird dann auch mal die Faktenlage in ihr Gegenteil verkehrt.
So schrieb die dpa am Dienstag unter dem Titel "Tausende Venezolaner stürmen über Grenze nach Kolumbien":
Tausende Venezolaner haben im Westen des Landes die Grenzkontrollen überwunden und sind über eine Fußgängerbrücke ins Nachbarland Kolumbien geströmt. Medienberichten zufolge kletterten sie am Dienstag über ein von venezolanischen Sicherheitskräften quer gestellten Container auf der Brücke Simón Bolívar nahe der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta.
Hier ein Auszug aus der Original-Tickermeldung der dpa:
Die dpa-Meldung verwies dabei auf drei Quellen: die kolumbianische Zeitung El Tiempo sowie die beiden der venezolanischen Opposition nahestehenden Zeitungen El Nacional und El Universal.
Auch auf Fotos und Videos über den Vorfall sieht man die Straße voller Menschen, die tatsächlich die Grenze überqueren. Allerdings waren sie dabei auf dem Weg nach Venezuela und nicht etwa, wie die dpa behauptete, auf der Flucht nach Kolumbien.
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Die von der dpa konstruierte Situation wirft noch mehr Fragen auf angesichts der Tatsache, dass auch die von der der dpa angegebenen Quellen, genau das Gegenteil von dem beschreiben, was die Agentur berichtet. So steht beispielsweise im von der dpa verlinkten Artikel von El Universal bereits im ersten Abschnitt:
Am Dienstagmorgen gelang es einer Gruppe venezolanischer Bürger aus Cúcuta (Kolumbien) kommend, eine Postenlinie der Bolivarischen Nationalgarde (GNB) zu durchbrechen, um nach Venezuela zurückzukehren.
Der von El Nacional sowie El Tiempo in den entsprechenden Berichten eingebundene Twitter-Account gehört der oppositionellen Abgeordneten der Nationalversammlung Venezuelas, Gaby Arellano:
Dass die Grenzübergänge seitens der venezolanischen Regierung erst deshalb beschränkt wurden, weil die von Washington unterstützte rechte Opposition gewaltsam versucht hatte, über Kolumbien vermeintliche "Hilfsgüter" ins Land zu befördern, wird im dpa-Bericht ebenfalls ausgespart. Der Vorwand "humanitärer Hilfslieferungen" wurde bereits zuvor, unter anderem unter Leitung des derzeitigen Sondergesandten der USA für Venezuela, genutzt, um gewaltsame Regime-Changes voranzubringen.
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Der Versuch, Ende Februar US-amerikanische humanitäre Hilfe gegen den Willen der venezolanischen Regierung ins Land zu bringen, hatte Zusammenstöße und mehr als 250 Verletzte zur Folge.