Eine Situation, in der ein Mann sich selbst zum "vorläufigen" Präsidenten erklärt und sofort von elf lateinamerikanischen Ländern und den USA anerkannt wird, "gab es noch nicht". Mit diesen Worten kommentierte Correa die jüngsten Entwicklungen im krisengeschüttelten Venezuela mit Bezug auf den Oppositionsführer Juan Guaido.
Guaido, der derzeit Präsident der Nationalversammlung ist, leistete einen Eid und erklärte sich am Mittwoch zum Interimspräsidenten, als Tausende von Menschen auf die Straße gingen und Maduro aufforderten, sein Amt niederzulegen. Minuten später kündigte US-Präsident Donald Trump an, den Mann als Interimsführer Venezuelas anzuerkennen.
Dem Zug der USA folgten binnen zwei Stunden Argentinien, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, Guatemala, Chile, Kolumbien, Paraguay und Peru.
Die Länder, die die USA den Rücken decken, arbeiten auf einen Putsch gegen den gewählten Präsidenten Venezuelas, Nicolas Maduro, hin. Diese Initiative lief bereits, noch bevor Guaido seine Kampagne gestartet hat, sagte Correa und fügte hinzu, dass die Entwicklung auf nichts anderes hindeute als auf einen Anstoß für einen Regimewechsel. Er sagte auch, dass der Oppositionsführer bei seiner Selbstdarstellung "die Gesetze und die Wahlverfahren ignoriert hat" und dass "nichts dergleichen in der Verfassung steht".
Diejenigen, die auf den Putsch drängten, waren jedoch anscheinend nicht sehr besorgt über die rechtlichen Formalitäten, sondern konzentrierten sich auf ihre eigenen Interessen, so Correa, der mit den Worten fortfuhr, dass die Entwicklung einen gefährlichen Präzedenzfall für eine Ausweitung eines solchen Ansatzes auf jedes andere Land schuf, dessen "Regierung die USA nicht mögen", unabhängig davon, ob sie demokratisch ist oder nicht.
"Man kann jetzt über eine neue Operation Condor sprechen", sagte Correa und bezog sich auf die berüchtigte Kampagne des Staatsterrors und die Säuberung angeblicher Kommunisten, die von US-unterstützten südamerikanischen Diktaturen ab 1975 durchgeführt wurde.
"Das ist ein beeindruckender Schlag", sagte der Ex-Präsident. Über die Herangehensweise der USA in Venezuela resümierte er:
Sie vermeiden es vorerst, auf militärische [Aktion], Attentate oder Entführungen zurückzugreifen, weil sie sie nicht brauchen. Man kann nicht ausschließen, dass sie in Zukunft noch auf solche Methoden zurückgreifen könnten.
Venezuela ist von einer anhaltenden schweren Wirtschaftskrise betroffen. Das Ausmaß wird durch den Druck aus Washington noch verschärft, der darauf abzielt, die derzeitige Regierung unter Maduro auf die Knie zu zwingen.
Die Gegner des venezolanischen Präsidenten geben seiner sozialistischen Regierung die Schuld an der wirtschaftlichen Instabilität. Maduro verteidigt, dass das Elend der Nation das Ergebnis von US-Sanktionen gegen den ölreichen Staat sowie gezielter Versuche ist, Zwietracht zwischen seinen Bürgern aus dem Ausland zu säen.
Unterdessen steigt der Druck auf Venezuela weiter an. Am Donnerstag folgten London und Paris dem Beispiel Washingtons und erklärten, dass sie Maduro nicht mehr als legitimes Staatsoberhaupt anerkennen.
Der gewählte Präsident Venezuelas ist damit noch lange nicht isoliert auf dem internationalen Parkett. Der russische Präsident Wladimir Putin rief Maduro an und brachte seine Unterstützung für die legitime Regierung Venezuelas zum Ausdruck. Putin verurteilte gleichzeitig die "externe Einmischung" der USA und ihrer Verbündeten, die einer "schweren" Verletzung des Völkerrechts gleichkommt.
China, Mexiko, Kuba sowie ein NATO-Mitglied, die Türkei, gehören zu den Nationen, die den Putschversuch ebenfalls ablehnten.
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Correra im Originalton (für deutsche Untertitel bitte die Untertitelfunktion auf Youtube aktivieren):