In Kuba bricht eine neue Ära an. Das Parlament in Havanna tritt zusammen und wählt am Mittwoch oder am Donnerstag den neuen Staatsrat. Nachfolger von Präsident Raúl Castro soll dem Vernehmen nach dessen rechte Hand Miguel Díaz-Canel werden. Erstmals seit fast sechs Jahrzehnten wird der Präsident auf der sozialistischen Karibikinsel dann nicht mehr Castro heißen.
Große Umwälzungen sind aber auch nach dem Wechsel an der Staatsspitze nicht zu erwarten. Díaz-Canel will die sozialistische Tradition wahren: "Die kubanischen Präsidenten werden stets die Revolution verteidigen. Vor allem brauchen wir Kontinuität", sagte der bisherige Vizepräsident kürzlich.
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Es ist dennoch eine historische Zäsur: Nach Fidel und Raúl Castro rückt erstmals ein Präsident an die Staatsspitze, der erst nach der Revolution von 1959 zur Welt kam. Im Gegensatz zu den alten Guerilleros, die noch selbst in den Bergen gekämpft und den Diktator Fulgencio Batista aus dem Land vertrieben hatten, verfügt Díaz-Canel nicht über die natürliche Legitimation seiner Vorgänger.
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Nach einer anfänglichen Annäherung an den einstigen Erzfeind USA hat sich das Verhältnis seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump wieder deutlich abgekühlt. Die internationalen wirtschaftlichen Attacken auf das verbündete Venezuela bringt auch Kubas Wirtschaft in die Bredouille.
Raúl Castro hatte Kubas Wirtschaft mit Bedacht geöffnet, um ausländische Investoren beispielsweise im Tourismussektor anzulocken. Nach Einschätzung von Beobachtern wird Díaz-Canel versuchen, die wirtschaftlichen Reformen fortzuführen, ohne das Erbe der Castros zu verraten.
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(rt deutsch/dpa)