In den Streit um Belém hat sich auch der Bürgermeister von Rio de Janeiro, Eduardo Paes, eingeschaltet. Der Politiker geizte nicht mit Beleidigungen gegenüber dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz, der sich einige Tage zuvor abschätzig über den Austragungsort der Weltklimakonferenz geäußert hatte. Gleichzeitig nahm Paes den Bürgermeister von Belém und den Gouverneur des Bundesstaates Pará in Schutz. In einem Beitrag auf der Plattform X kommentierte der Verwalter der brasilianischen Urlaubsmetropole einen BBC-Artikel mit Merz' Worten wie folgt:
"Da meine Freunde Igor Normando und Helder Barbalho sehr wohlerzogen sind, werde ich sagen, was sie sich dabei gedacht haben: Hitlers Bengel, Landstreicher, Nazi!"
Obwohl der Eintrag kurz später gelöscht wurde, hatten X-Nutzer ein Bildschirmfoto mit den Beleidigungen gespeichert. Die brasilianischen Medien wurden ebenfalls auf den X-Eintrag des Bürgermeisters aufmerksam.
In einem weiteren X-Eintrag ruderte Paes zurück, ohne sich aber explizit bei Merz zu entschuldigen. Er habe nun genug seiner Wut Luft gemacht. Gleichzeitig bat er das Außenministerium in Brasília darum, angesichts einer möglichen Reaktion aus Deutschland Ruhe zu bewahren. Abschließend schrieb der Politiker:
"Es lebe die Freundschaft zwischen Brasilien und Deutschland, die mich mit Freude erfüllt!"
Nach seinem Besuch bei der Weltklimakonferenz in dem südamerikanischen Land hatte Friedrich Merz bei einem Handelskongress in Berlin seine Eindrücke von dem Austragungsort geteilt. Konkret sagte der CDU-Politiker:
"Meine Damen und Herren, wir leben in einem der schönsten Länder der Welt. Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Brasilien waren, letzte Woche gefragt: 'Wer von euch würde denn gerne hier bleiben?' Da hat keiner die Hand gehoben. Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind."
Die Reaktionen aus Brasilien ließen nicht lange auf sich warten. Der Bürgermeister von Belém erklärte, der Kommentar des deutschen Bundeskanzlers sei arrogant und voreingenommen. Die Mehrheit der Besucher aus aller Welt hätten sich fasziniert von der Stadt gezeigt.
Brasiliens Präsident Lula da Silva riet Merz, Belém und den Bundesstaat Pará erst einmal besser kennenzulernen. Berlin habe nicht mal zehn Prozent der Lebensqualität, die Belém und der Bundesstaat Pará zu bieten hätten.
Der CDU-Politiker entschuldigte sich für seine vielfach kritisierte Äußerung jedoch nicht. Merz sehe durch seine Aussage keinen Schaden für die Beziehungen zu Brasilien, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Mittwoch. Darüber hinaus widersprach er der Lesart, wonach sich der Kanzler "angewidert" über die Stadt geäußert habe. Brasilien gehöre zwar sicherlich auch zu den schönsten Ländern der Welt. Aber, dass der deutsche Bundeskanzler hier eine kleine Hierarchisierung vornehme, sei nicht verwerflich, so Kornelius.
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