Die Vereinigten Staaten bauen die militärische Drohkulisse gegenüber Venezuela weiter auf. Laut CNN erwägt US-Präsident Donald Trump Angriffe auf venezolanisches Territorium. Dies teilten dem Sender informierte Quellen aus Regierungskreisen mit. Offizieller Grund sei die Bekämpfung der venezolanischen Drogenkartelle, die angeblich von der Maduro-Regierung kontrolliert werden.
"Präsident Donald Trump erwägt mehrere Optionen für Militärschläge gegen die in Venezuela operierenden Drogenkartelle, darunter auch mögliche Angriffe auf Ziele innerhalb des Landes als Teil einer umfassenderen Strategie zur Schwächung des Machthabers Nicolás Maduro", heißt es im ausführlichen Artikel, der am Samstag veröffentlicht wurde.
Mitte August hatten die USA drei Schiffe mit bis zu viertausend Marinesoldaten an Bord vor die Küste Venezuelas geschickt. Am Dienstag griffen US-Streitkräfte laut Eigenangaben im Karibischen Meer ein Boot mit angeblicher Kokainladung an und töteten elf Menschen. Trump zufolge befand sich das vermeintliche Schmuggelboot auf dem Weg in die USA. Der US-Präsident bejubelte daraufhin hin die Tötung von elf "Terroristen" auf Truth Social. Die Regierung Venezuelas bezweifelte die Echtheit des Vorfalls.
Der US-Sender berichtete auch über einen Brief der Regierung an die Kongressabgeordneten. Im Brief geht es um die rechtliche Begründung für den Angriff am Dienstag. Man habe dabei keine Beweise für die Behauptung vorgelegt, dass der Angriff gegen bekannte Drogenhändler gerichtet war. Die Möglichkeit weiterer Angriffe ließ das die Regierung offen. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht möglich, den vollen Umfang und die Dauer der erforderlichen Militäroperationen abzuschätzen", heißt es im Brief. "Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten bleiben bereit, weitere Militäroperationen durchzuführen."
Zuvor hatte US-Generalstaatsanwältin Pam Bondi eine Belohnung von 50 Millionen Dollar für Informationen ausgesetzt, die Washington helfen, Maduro zu verhaften. Ihrer Aussage zufolge nutzt der venezolanische Präsident terroristische Organisationen, um Drogen in die USA zu schmuggeln.
"Nicolás Maduro ist in den Vereinigten Staaten als Drogenhändler angeklagt und ein Flüchtling vor der US-Justiz", sagte US-Außenminister Marco Rubio am Donnerstag.
Trotz Annäherungsversuchen zu Beginn von Trumps Amtszeit erkennen die USA die Regierung in Caracas nicht als legitim an. Die angebliche Drogenbekämpfung soll den Druck auf Maduro durch korrupte Regierungsbeamte erhöhen, heißt es im CNN-Bericht. Diese würden ihre Einnahmequellen aus dem Drogenhandel verlieren und Maduro zum Rücktritt bewegen.
"Die beste Vorgehensweise für Maduro wäre, freiwillig zurückzutreten und die Zukunft vorauszusehen. Und dann, denke ich, würde die Botschaft lauten: Wollt ihr den einfachen oder den schwierigen Weg gehen?", erklärte einer der Gesprächspartner dem Fernsehsender. Trump selbst hatte jedoch am Vortag erklärt, dass seine Regierung keinen Regimewechsel in Venezuela diskutiere.
Maduro kündigte letzte Woche eine groß angelegte Aufforderung zum Beitritt zur Bolivarischen Miliz an und bezeichnete dies als Teil eines Plans zum Schutz der Souveränität sowie zur Verhinderung der Einmischung des "Imperiums" in die Angelegenheiten des Landes. Demzufolge könnten bis zu acht Millionen Menschen mobilisiert werden.
Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse bekräftigten Russland, China, Iran und die Länder der Bolivarischen Allianz ihre Unterstützung für Venezuela und forderten die Achtung des Völkerrechts und der territorialen Integrität des Staates.
Wie das Portal Amerika21 mitteilt, hat sich nach einer virtuellen Dringlichkeitssitzung die Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) am vergangenen Montag gegen die Militarisierung der Karibik ausgesprochen. Dies geschah in Reaktion auf die Entsendung einer Flotte US-amerikanischer Kriegsschiffe in die südliche Karibik. Die CELAC forderte in ihrer Abschlusserklärung, Lateinamerika im Einklang mit UN-Prinzipien und staatlicher Souveränität als friedliche, interventionsfreie Region zu sichern.
Entgegen US-Behauptungen listen internationale Organisationen Venezuela nicht als drogenproduzierendes Land auf. Im Gegenteil, laut UN-Berichten hat sich Venezuela als Territorium etabliert, das frei ist vom Anbau von Kokablättern, Marihuana und ähnlichen Produkten sowie von der Präsenz internationaler krimineller Kartelle.
Auch als Transitland für Drogenschmuggel sei Venezuela vergleichsweise bedeutungslos. Nur fünf Prozent des kolumbianischen Kokains werde durch venezolanisches Territorium transportiert. Der ehemalige UN-Beauftragte für Drogenbekämpfung Pino Arlacchi nannte in einem Artikel die US-Angaben über die Tätigkeit der Drogenkartelle in Venezuela eine "fantastische Hollywood-Fiktion".
Rubio wies diese Informationen scharf zurück und nannte sie "Fake-Berichte". "Es ist mir egal, was die UNO sagt. Die UNO hat keine Ahnung, wovon sie spricht", sagte er.
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