Mexiko hat seine diplomatischen Beziehungen zu Ecuador abgebrochen. Zum Zankapfel zwischen den beiden lateinamerikanischen Ländern wurde der ecuadorianische Ex-Vizepräsident Jorge Glas, der in seiner Heimat zu einer mehrjährigen Haftstrafe wegen Korruption verurteilt worden war, in Mexiko jedoch politisches Asyl beantragt und sich seit Dezember 2023 in der mexikanischen Botschaft in Quito aufgehalten hatte. Am Abend des 5. April eskalierte der Streit abschließend, als ecuadorianische Sicherheitskräfte gewaltsam in die diplomatische Vertretung Mexikos eindrangen. Sie brachen das Außentor auf, fuhren mit gepanzerten Wagen auf das Botschaftsgelände und nahmen den flüchtigen Ex-Vizepräsidenten Glas fest.
In den sozialen Netzwerken verbreiteten sich Aufnahmen mit dem Polizeieinsatz. Zu sehen war, wie zwei schwarze Fahrzeuge die Botschaft verließen, während Militärangehörige und Sicherheitskräfte Reporter wegdrängten.
Das Präsidentenbüro in Quito bestätigte daraufhin die Festnahme des flüchtigen Politikers. In der entsprechenden Mitteilung wurde betont, dass der frühere Vizepräsident zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Den Sturm der mexikanischen Botschaft begründeten die ecuadorianischen Behörden damit, dass das Land derzeit einen inneren bewaffneten Konflikt erlebe. Die mexikanische Botschaft wurde dabei beschuldigt, ihre diplomatische Immunität und ihre Privilegien missbraucht zu haben.
"Jede Botschaft hat nur einen Zweck – und zwar als ein diplomatischer Raum zu dienen, damit die Beziehungen zwischen den Ländern ausgebaut werden. Kein Verbrecher darf als politisch verfolgt gelten."
Mexikos Geschäftsträger in Ecuador, Roberto Canseco, bezeichnete die Handlungen der ecuadorianischen Polizei als "Wahnsinn". Es sei kaum zu glauben, dass so etwas passiert sei. Er habe physisch versucht, den Beamten den illegalen Eintritt zu verwehren und sei geschlagen worden. Der Diplomat verglich die Agenten mit Dieben.
"Auf die Gefahr für mein Leben hin verteidigte ich die Ehre und die Souveränität meines Landes."
Außenministerin Alicia Bárcena gab bekannt, dass das Botschaftspersonal infolge des Einsatzes der ecuadorianischen Polizei zu Schaden gekommen sei. Sie sprach von einer flagranten Verletzung des Wiener Übereinkommens über diplomatische Beziehungen. Nach einer Beratung mit Präsident Andrés Manuel López Obrador habe man beschlossen, die diplomatischen Beziehungen zu Ecuador unverzüglich abzubrechen. Das Asylrecht sei für Mexiko heilig, und das Land handele im Einklang mit den internationalen Abkommen. Die mexikanische Chefdiplomatin kündigte an, ihr Land werde Ecuador vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag (IGH) verklagen.
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