Von Pjotr Akopow
Der Konflikt zwischen Russland und dem Westen beschränkt sich nicht auf die ukrainische Front, die für uns die wichtigste, entscheidende ist. Die Konfrontation findet auf praktisch allen Teilen des Weltschachbretts statt, aber es wäre eine starke Vereinfachung zu glauben, dass sie sich darauf beschränkt, dass die USA und der Westen insgesamt Länder im Globalen Süden unter Druck setzen, Sanktionen zu befolgen, während Russland diese Angriffe abwehrt, indem es seine Beziehungen zu nichtwestlichen Staaten schützt.
So wichtig dieser Teil der Konfrontation auch ist, es gibt auch einen strategischen Teil, und der besteht darin, dass Russland Strukturen und Mechanismen der globalen Interaktion mit der nichtwestlichen Welt aufbaut, d. h. eine Alternative zum atlantischen globalen Projekt. Dies betrifft in erster Linie BRICS und SOZ [Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit – Anm. d. Red.], denen immer mehr Länder beitreten wollen, und hängt mit der gemeinsamen Arbeit von Moskau und Peking zusammen. Dies ist ein entscheidender, aber langwieriger Prozess, da die meisten Länder des globalen Südens – obwohl sie wissen, dass die Ära der westlichen Dominanz zu Ende geht – einen möglichst schmerzlosen Übergang zur neuen Weltordnung sicherstellen wollen. Das heißt, sie setzen auf Peking und Moskau, aber sie werden die Beziehungen zum Westen nicht drastisch verschlechtern, was bedeutet, dass sie gezwungen sind, sich auf die eine oder andere Weise an die gleichen westlichen Sanktionen gegen Russland anzupassen.
Aber es gibt viele Länder in der Welt, die es sich leisten können, nicht nach Washington zu blicken, weil ihre Beziehungen zu Amerika schon lange zerstört sind. Und zwar in der Regel auf Initiative der Vereinigten Staaten selbst, die diese Länder zu "Feinden Amerikas", zur "Achse des Bösen" und anderen Teufeln erklärt haben. Und es sind nicht nur die DVRK [Demokratische Volksrepublik Korea, Nordkorea – Anm. d. Red.] oder der Iran, sondern auch eine ganze Gruppe lateinamerikanischer Staaten, d. h. Länder, die in einer Region liegen, in der Amerika alles, was in der Region geschieht, als seine persönliche Angelegenheit betrachtete, noch bevor es eine Supermacht und ein Welthegemon geworden war.
Deshalb ist der Besuch des Sekretärs des Sicherheitsrates [der Russischen Föderation – Anm. d. Red.] Nikolai Patruschew in Lateinamerika so aufschlussreich. Putins engster Vertrauter besucht die Region regelmäßig, ganz zu schweigen von Kuba, wo er auch schon war. Aber diese Reise ist anders als die anderen.
Ja, Patruschew traf erneut mit Raul Castro zusammen – der eigentliche Führer Kubas wird dieses Jahr 93 Jahre alt und ist seit 1959 an der Macht – und besuchte die Republik Nicaragua, deren derzeitiger Führer, Daniel Ortega, Anfang der 1980er Jahre an die Macht kam. Diese beiden Länder haben den Druck und die Einmischung der USA in vollem Umfang zu spüren bekommen. Doch Patruschew hatte neben den Verhandlungen mit den Führern dieser Länder noch ein anderes Ziel.
In Managua fand ein Fünf-Parteien-Treffen statt, an dem Vertreter aus Kuba, Nicaragua, Venezuela und Bolivien teilnahmen. Venezuela baut seit Langem vielfältige und enge Beziehungen zu Russland auf und befindet sich in Konfrontation mit den Vereinigten Staaten. Auch Bolivien versucht, seinen Weg zu gehen – mit all seinen inneren Katastrophen. Sowohl Patruschew als auch Putin unterhalten seit Langem enge Beziehungen zu den Führungen aller vier Länder, aber es ist das erste Mal, dass Russland sie an einen Tisch bringt. Die multilateralen Konsultationen sind nicht nur ein "Gruß an Washington", sondern ein Beweis dafür, dass Moskau sich um den Aufbau eines nachhaltigen Sicherheitssystems in der Region bemüht. Antiamerikanisch? Ja, aber nur insoweit, als die Politik der [Vereinigten] Staaten selbst antikubanisch, antivenezolanisch, antibolivianisch und antinicaraguanisch ist. Alle diese Länder brauchen Schutz vor amerikanischem Druck, und Patruschew versprach eine "umfassende Unterstützung für unsere lateinamerikanischen Freunde". Und diese Worte sind nicht nur an die vier Länder gerichtet, die an dem Treffen in Managua teilgenommen haben.
Wichtig ist, dass Patruschew an der Spitze einer großen Delegation kam, der Vertreter von zehn Behörden angehörten, von der Sicherheit bis zur Wirtschaft. Mit anderen Worten: Moskaus Aufmerksamkeit für Lateinamerika wird strategisch, und die Entwicklung der Politik in dieser Richtung wird nicht von Veränderungen der geopolitischen Lage abhängen. Es wird sich nicht wiederholen, was einst in unseren Beziehungen zu Kuba geschah – als in den 90er Jahren der Zusammenbruch der UdSSR nicht nur zum Zusammenbruch der bilateralen Beziehungen, sondern auch zur schwersten Wirtschaftskrise auf der Insel führte. Denn Russland befindet sich in seiner Geschichte nicht im Niedergang, sondern im Aufwärtstrend – im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, deren Einfluss sowohl auf Lateinamerika als auch auf den Rest der Welt stetig abnehmen wird. Aber nicht von selbst, sondern unter dem Einfluss sowohl objektiver Prozesse in der Welt als auch konkreter Handlungen und Schritte Russlands.
Übersetzt aus dem Russischen. Die Erstveröffentlichung erfolgte am 29. Februar 2024 bei RIA Nowosti.
Pjotr Akopow ist Kolumnist und Analytiker bei RIA Nowosti.
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