Seit Jahren führt die Regierung in Bogotá Friedensgespräche mit der sogenannten Nationale Befreiungsarmee Kolumbiens (ELN), doch der Verhandlungsprozess gestaltet sich schwierig. Am Montag haben die Delegationen nach gegenseitigen Vorwürfen ihre Entschlossenheit bestätigt, die Aktivitäten fortzusetzen, die in den bereits getroffenen Abkommen verankert sind. Aus einer von der Guerilla verbreiteten Mitteilung geht hervor, dass die nächste Gesprächsrunde zwischen dem 8. und 22. April in der venezolanischen Hauptstadt Caracas stattfinden wird.
In der vergangenen Woche hat die kolumbianische Miliz angekündigt, den Dialog auf Eis zu legen. Sie beschuldigte die Regierung in Bogotá, die Vereinbarungen nicht zu erfüllen. Die kolumbianischen Behörden wiesen diesen Vorwurf zurück und machten die ELN für die neue Krise des Formats verantwortlich. Außerdem bezichtigten einige Vertreter der Miliz den Präsidenten Gustavo Petro, Medien als Druckmittel zu missbrauchen, um die Position der kolumbianischen Regierung durchzusetzen.
In der jüngsten gemeinsamen Erklärung der Delegationen nach der Gesprächsrunde vom 24. bis zum 26. Februar in der kubanischen Hauptstadt Havanna heißt es nun, dass man sich darauf geeinigt habe, Fortschritte und Probleme zu analysieren. Zudem kündigt die Guerilla interne Konsultationen an.
Die aktiven Verhandlungen zwischen der ELN und der Regierung in Bogotá hatten noch im Februar 2017 unter der Präsidentschaft von Juan Manuel Santos begonnen. Zuerst fanden die Gespräche in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito statt. Im April 2018 erklärte der damalige ecuadorianische Staatschef Lenín Moreno jedoch, sein Land werde nicht mehr als Austragungsort und Garant der Verhandlungen fungieren.
Ab Mai 2018 wurden die Gespräche in der kubanischen Hauptstadt Havanna durchgeführt. Am 7. August desselben Jahres löste Iván Duque Santos als Staatschef ab und kündigte an, er werde die Bedingungen des Dialogs mit der ELN revidieren. Später forderte der Politiker die Guerilla auf, alle Geiseln zu befreien und eine einseitige Waffenruhe auszurufen. Im Januar 2019 kündigte Duque den Dialog mit der ELN endgültig auf, nachdem bei einem Anschlag auf eine Kadettenschule in der Hauptstadt Bogotá mehr als 20 Menschen getötet und 60 weitere verletzt worden waren.
Bei der ELN handelt es sich um eine marxistisch-leninistische Guerilla. Schätzungsweise zählt sie etwa 5.000 Kämpfer. Sie ist vor allem im Osten des südamerikanischen Landes aktiv. Nach ihrer Gründung im Jahr 1964 gehört die ELN zu den ältesten noch aktiven Guerilla-Bewegungen Lateinamerikas.
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