Im Zuge des Grenzstreits zwischen Venezuela und Guyana um die ölreiche Region Essequibo hat Großbritannien die Entsendung eines Kriegsschiffes angekündigt und damit den Zorn der Regierung in Caracas geweckt. Das britische Verteidigungsministerium erklärte am Sonntag, die "HMS Trent" werde noch im Dezember den "regionalen Verbündeten und Commonwealth-Partner Guyana" besuchen. Es handle sich um einen Teil eines Patrouilleneinsatzes des Kriegsschiffes im Atlantik.
Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino López stufte die Entsendung des Schiffes nach Guyana am Sonntag als "Provokation" ein. Solche Provokationen würden "den Frieden und die Stabilität" der Region gefährden. Er verwies auch auf eine Mitte Dezember zwischen dem venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro und Guyanas Staatschef Irfaan Ali beschlossene Vereinbarung, in der beide Seiten einen Gewaltverzicht und einen Verzicht auf Gewaltandrohungen zugesagt hatten.
Zuvor hatten sich die Spannungen um das in Guyana gelegene Gebiet Essequibo verschärft, das seit mehr als einem Jahrhundert von Venezuela für sich in Anspruch genommen wird.
In den vergangenen Jahren hat der Territorialkonflikt allerdings noch eine zusätzliche Komponente erhalten. Die Region Essequibo ist nicht nur reich an Gold und Diamanten, 2015 erhielt der US-Energiekonzern ExxonMobil eine Konzession für Ölexplorationen vor der Küste Guyanas. Wenig später wurde dann ein reichhaltiges Ölfeld entdeckt, das in die Gewässer vor Essequibo hineinreicht, auf die Venezuela Gebietsansprüche erhebt. Der US-Konzern betreibt bereits mehr als ein Dutzend Offshore-Ölfelder, die zu Guyana gehören. Eines davon hat einen geschätzten Wert von mehr als 40 Milliarden US-Dollar. Als Venezuela 2008 das Ölgeschäft verstaatlichte, orientierten sich Exxon und Shell, die bereits seit Jahren Erkundungserlaubnisse praktisch ungenutzt gelassen hatten, plötzlich nach Guyana um.
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