Der ultraliberale Ökonom Javier Milei hat die Präsidentschaftswahl in Argentinien gewonnen. Laut den am Sonntagabend veröffentlichten offiziellen Teilergebnissen – nach Auszählung von mehr als 86 Prozent der Stimmen – setzte er sich in der Stichwahl gegen den peronistischen Wirtschaftsminister Sergio Massa mit knapp 56 Prozent der Stimmen durch. Massa erhielt demnach 44 Prozent der Stimmen. Massa hatte bereits vor Veröffentlichung der Zahlen vor Anhängern seine Niederlage eingeräumt. Er erklärte, Milei sei "der Präsident, den die Mehrheit der Argentinier für die nächsten vier Jahre gewählt hat":
"Die Ergebnisse sind nicht das, was wir erwartet haben, und ich habe Javier Milei kontaktiert, um ihm zu gratulieren und ihm Glück zu wünschen."
In Mileis Wahlkampfzentrale brach nach Veröffentlichung der Ergebnisse Jubel aus. Milei versprach den "Wiederaufbau Argentiniens". Man werde zu den Ideen der Gründungsväter zurückkehren, durch die Argentinien zu einem der reichsten Länder der Welt geworden sei. Die großen Probleme des Landes ließen sich nur durch mehr Freiheit lösen. Die Zukunft des Landes sei liberal.
Der 53-jährige Milei als Neuling in der Politik, der sich selbst als Anarchokapitalist bezeichnet, hatte im Wahlkampf erklärt, er wolle die Zentralbank und mehrere Ministerien abschaffen, die öffentlichen Ausgaben "mit der Kettensäge" kürzen und den argentinischen Peso durch den US-Dollar als Landeswährung ersetzen. Zu erwarten sind großflächige Privatisierungen und eine Kehrtwendung weg von den BRICS hin zu den USA. Auch der Beitritt Argentiniens zu dem BRICS-Bündnis zum 1. Januar 2024 könnte nun infrage gestellt werden.
Der Ökonom Milei, Spitzname "El Loco", gilt als Exzentriker. Er übt sich in Telepathie und hat fünf geklonte Hunde, die er seine Kinder nennt. Inwieweit er seine Wahlversprechen umsetzen kann, wird auch von den Bündnispartnern abhängen, auf die er angewiesen sein wird. Sein eigenes libertäres Bündnis "Die Freiheit geht voran" verfügt nur über drei Sitze im Parlament.
Der Wahlverlierer Massa, der bereits 2015 kandidiert hatte, war für das mitte-links-gerichtete Regierungslager angetreten, das die argentinische Politik seit Jahrzehnten dominiert hat. Er war im ersten Wahlgang vor knapp einem Monat noch mit sieben Prozentpunkten Vorsprung vor Milei auf dem ersten Platz gelandet.
Mileis Erfolg erklärt sich auch durch die katastrophale wirtschaftliche Lage des Landes. Die Inflationsrate liegt bei über 100 Prozent. Über 40 Prozent der Bevölkerung gelten als arm.
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