Nach Angaben des Außenministers von Venezuela, Yván Gil, plant Washington die Einrichtung eines Militärstützpunktes in der Region Guayana Esequiba, welche sowohl von Venezuela als auch von Guyana beansprucht wird. In einer Rede vor der UN-Generalversammlung am Samstag sagte Gil, die USA betrachteten sich als "Souverän" Lateinamerikas und mischten sich nun in den mehr als 200 Jahre alten Territorialstreit zwischen Caracas und Georgetown ein.
"Die US-Regierung versucht, sich unsere Ölressourcen anzueignen, indem sie das Unternehmen ExxonMobil einsetzt, das die Regierung von Guyana in seine Reihen aufgenommen hat", sagte er.
Guayana Esequiba ist reich an Öl und Gas, insbesondere in den Offshore-Gebieten. In den letzten Jahren wurde die Exploration in dem umstrittenen Gebiet von einem Konsortium unter Führung von Exxon dominiert, das von Georgetown eine Bohrlizenz erhalten hat. Letzte Woche führte Guyana eine weitere Offshore-Öl-Ausschreibungsrunde durch, bei der Bewerbungen von ExxonMobil, TotalEnergies und anderen Firmen eingingen. Der venezolanische Topdiplomat erklärte, dass Guyana mit der Erteilung dieser Ölbohrgenehmigungen gegen internationales Recht verstoße. "Eine einseitige Verfügung über ein umstrittenes Gebiet ist nicht zulässig, aber die Regierung von Guyana hält an ihrem illegalen Verhalten fest", betonte er.
Laut Gil beabsichtige Washington, die Situation in Guayana Esequiba "zu militarisieren". "Das
[US-]Südkommando will eine Militärbasis in dem umstrittenen Gebiet einrichten, mit dem Ziel, eine Speerspitze der Aggression gegen Venezuela zu schaffen und die Plünderung unserer Energieressourcen zu Ressourcen auszubauen", behauptete er.
Gil gab bekannt, dass die venezolanische Nationalversammlung Anfang der Woche "einstimmig beschlossen hat, unser Volk in einem konsultativen Referendum über die Verteidigung unseres souveränen Territoriums gegen die Aggression des [US-]amerikanischen Imperiums, das uns in einen Krieg um natürliche Ressourcen führen will, abstimmen zu lassen." Er sagte allerdings nicht, wann genau die Abstimmung stattfinden werde, und gab auch keine weiteren Einzelheiten bekannt.
Guyanas Präsident Irfaan Ali betonte am Mittwoch, sein Land behalte sich das Recht vor, "wirtschaftliche Entwicklungsaktivitäten in jedem Teil seines Hoheitsgebietes oder in den dazugehörigen Seegebieten zu verfolgen." Die territoriale Fehde zwischen Georgetown und Caracas soll nun vor dem Internationalen Gerichtshof ausgefochten werden, nachdem dieser im April entschieden hatte, dass er in dieser Angelegenheit zuständig ist.
Anfang dieser Woche bekräftigte der stellvertretende US-Außenminister und stellvertretende Staatssekretär für Angelegenheiten der westlichen Hemisphäre, Brian Nichols, die Unterstützung Washingtons für Georgetowns Anspruch auf Guayana Esequiba. Nichols erklärte, es sei "das souveräne Recht Guyanas, seine eigenen natürlichen Ressourcen zu erschließen."
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