Die Bürgermeisterin von Tijuana, Montserrat Caballero, erhielt das weitgereiste historische Berliner Mauerwerk als Offerte von einem Privatbesitzer, der es laut US-Medien an einem "sinnvollen Ort" aufgestellt wissen möchte. Die Bürgermeisterin ließ am Sockel des ehemaligen Grenzstücks zwischen Ost- und West-Berlin ein Schild anbringen mit der Inschrift:
"Möge dies eine Lehre für den Aufbau einer Gesellschaft sein, die Mauern niederreißt und Brücken baut."
Der neue Platz für die rund drei Tonnen schwere graue Betonplatte ist nur wenige Meter von Amerikas neuestem Grenzzaun entfernt und hat zudem einen historischen Hintergrund. Im Jahr 1971 wurde die umliegende Anlage von der damaligen US-Präsidentengattin Pat Nixon als "California's Border Field State Park" eingeweiht. Nixon soll bei der Eröffnung den Satz gesagt haben: "Ich hoffe, dass der Zaun hier nicht zu lange bestehen bleibt." Bei der Aktion am 13. August dieses Jahres, dem deutschen Jahrestag des Berliner Mauerbaus, erläuterte Bürgermeisterin Caballero das Ansinnen ihrer Aktion:
"Warum Tijuana? Wie viele Familien haben Blut, Schweiß und Leben geopfert, um diese Mauer zu überwinden? Der soziale und politische Konflikt mag sich von dem der Berliner Mauer unterscheiden, aber letztendlich ist es immer noch eine Mauer. Und eine Mauer ist immer eine Trennwand, die die Nationen spaltet und ihnen Schaden zufügt."
Die Installation trägt den Titel "A World without Walls" (Eine Welt ohne Mauern). Der vormalige Besitzer des Mauersegments hatte demnach zunächst versucht, "die Berliner Mauerplatte dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump während seiner Präsidentschaft zu übergeben, sei aber vom Weißen Haus abgewiesen worden." Er fand dann ein "zweites Leben" für das Artefakt in Tijuana, wo das Relikt nun als eine Art Kunstwerk dient, das Amerikas Einwanderungspolitik kritisiert.
US-Präsident Biden hatte jüngst eine plötzliche Kehrtwende in seiner "Mauerpolitik" vollzogen. An seinem ersten Tag im Amt hatte er noch eine Durchführungsverordnung unterzeichnet, mit der er den Bau einer vollständigen Grenzmauer stoppte, die von seinem Vorgänger Trump maßgeblich vorangetrieben worden war. Nun aber ist in diesem Jahr von der Biden-Administration ein neuer Grenzabschnitt baulich begonnen worden.
Trotz ihrer eindeutigen Kritik an der US-amerikanischen Einwanderungspolitik teilte Caballero den Medien mit, "es müsse klar sein, dass die USA und Mexiko weiterhin zusammenarbeiten müssen, um neue Wege zur Bewältigung der Flut von Asylbewerbern aus Mittel- und Südamerika zu finden."
Mehr zum Thema - Die Korruptionssaga: Joe Biden verschickte als Vizepräsident 5.400 geheime E-Mails