Ein Bandenkrieg ist am Dienstag in eine der schlimmsten Gefängnistragödien in der Geschichte von Honduras ausgeartet. Die Auseinandersetzungen ereigneten sich in einem Frauengefängnis in der Ortschaft Tamara, etwa 25 Kilometer von der Hauptstadt Tegucigalpa entfernt. Laut örtlichen Medien waren in den Krawall Angehörige der Gangs Mara Salvatucha MS-13 und Pandilla 18 verwickelt. Die Behörden meldeten zunächst 41 Tote. Demnach könnte die Zahl der Opfer jedoch weiter steigen.
Zu der Tragödie kam es laut örtlichen Medien, als mehrere Gefangene einen Flügel des Frauenzentrums für Soziale Anpassung (CEFAS) in Brand setzten, in dem sie ihre Rivalinnen eingesperrt hatten. Die meisten Opfer verbrannten bei lebendigem Leib. Im Gefängnis fielen auch Schüsse. Nach Angaben der Zeitung El Heraldo wurden mindestens 16 Gefangene erschossen. Fünf Frauen überlebten die Meuterei und wurden mit Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert.
In den sozialen Medien machen Videos die Runde, auf denen eine große schwarze Rauchwolke über dem Frauengefängnis zu sehen ist. Andere Aufnahmen zeigen verkohlte Leichen.
Vor dem Gefängnis versammelten sich verzweifelte Familienangehörige von im Gefängnis einsitzenden Frauen. Sie forderten die Behörden auf, ihnen die Namen der Getöteten mitzuteilen. Darüber hinaus pochten sie auf mehr Sicherheit in den Haftanstalten.
Julissa Villanueva, die Vize-Ministerin für Sicherheit der Republik Honduras, rief infolge der blutigen Meuterei den Notstand aus und ordnete einen unverzüglichen Einsatz von Polizei, Militär und Feuerwehr an. Später bezeichnete sie die Tragödie als "Ergebnis einer direkten Attacke des organisierten Verbrechens".
Präsidentin Xiomara Castro zeigte sich erschüttert über den "monströsen Mord" in der Haftanstalt und sprach den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Sie warf den Sicherheitsbehörden Nachlässigkeit vor und kündigte "drastische Maßnahmen" an. Kurz darauf ernannte sie den bis dato Direktor der Nationalpolizei Gustavo Sánchez zum neuen Sicherheitsminister. Sein Vorgänger Ramón Sabillón wurde mit einem diplomatischen Amt im Ausland betraut.
Die Tragödie ereignete sich, nachdem Xiomara sich vorgenommen hatte, dem Sicherheitsmodell des benachbarten El Salvador zu folgen. Im November rief die Politikerin für die besonders unsicheren Zonen des Landes einen Ausnahmezustand aus, um dort das organisierte Verbrechen zu bekämpfen. Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung wurde das Militär herangezogen. In 120 Gemeinden wurden die Verfassungsgarantien für die Bevölkerung zum Teil ausgesetzt.
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