Am Donnerstag äußerte sich der venezolanische Außenminister Yván Gil Pinto am Rande der 52. Menschenrechtskonferenz in Genf zu den Anschuldigen westlicher Länder, Venezuela begehe Menschenrechtsverletzungen. Gil verurteilte diese "Menschenrechtsrhetorik", die Hegemonialländer nutzten, um "andere Länder zu beschimpfen". Ein solche Rhetorik schade vor allem dem Kampf für die Menschenrechte und ziele darauf ab, den Willen von Völkern zu verzerren, die ihr Schicksal selbst bestimmen.
Zum Ukrainekrieg sagte Gil, dass die Situation, unter der Europa aufgrund des Krieges in der Ukraine leide, "sehr bedauerlich" sei, eine Position, die auch der venezolanische Präsident Nicolás Maduro vertrete. Kein Land dürfe die Sicherheit eines anderen Landes bedrohen oder seine Sicherheit auf Kosten der Sicherheit eines anderen Landes durchsetzen. Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland müsse auf diplomatischem Wege und nicht durch den Einsatz von Waffen gelöst werden. Der Zwölf-Punkte-Plan Chinas zum Ukrainekrieg habe die notwendigen Schritte für eine solche Lösung aufgezeigt.
Zu den Beziehungen Venezuelas zu Russland und dem Iran sagte der Gil, dass man eng mit beiden Ländern zusammenarbeite. Es gebe eine Reihe gemeinsamer Projekte in den Bereichen Energie, Lebensmittel, Informationstechnologie und Verkehr. Russland und der Iran seien schon lange Verbündete Venezuelas. Alle drei Länder nähmen gemeinsam an wichtigen politischen Foren teil. Mit dem Iran habe man einen strategischen Allianzplan für die nächsten 20 Jahre unterzeichnet.
Venezuela und die USA: "Wir teilen diese Vision nicht"
Zu den Besuchen einer US-Delegation in Venezuela im vergangenen Jahr erklärte Gil: "Wir dachten, dass dieser Besuch den Weg für neue Beziehungen zu Washington ebnen würde." Es gebe zwar laufende Gespräche auf verschiedenen Ebenen. Die Situation sei aber kompliziert. Die USA seien ein von Widersprüchen durchzogenes Imperium.
"Wir haben einen ideologischen und strukturellen Unterschied zu den USA, da ihre Vision der Welt sehr komplex ist, und wir teilen diese Vision nicht."
Venezuela strebe gute Beziehungen zu den USA an. Jedoch drängten die USA Venezuela eine Weltsicht auf, in der die Überbleibsel der Monroe-Doktrin immer noch offensichtlich seien. Gil betonte, Venezuela werde die US-Gesellschaft und das politische Establishment noch davon überzeugen, dass der beste Weg zur Koexistenz in einer gesunden Beziehung bestehe. Venezuela verfügt über die größten Ölreserven der Welt. Die USA sind der größte Ölverbraucher der Welt. Die Beziehungen zu Washington seien daher "immer irgendwie mit Öl verbunden".
Wirtschaftliche Stabilität Venezuelas nimmt Gestalt an
Zur EU sagte Gil, dass sie zu bestimmten Zeitpunkt eine feindselige Haltung eingenommen habe, "aber die Beziehungen verbessern sich". Die soziale, politische und wirtschaftliche Stabilität Venezuelas nehme immer mehr Gestalt an. Dies führe dazu, dass die Beziehungen zwischen der EU und Venezuela allmählich ihr historisches Hoch erreiche.
Zur allgemeinen Lage Lateinamerikas hob Gil hervor, dass er aktuell Fortschritte bei der Integration des Kontinents sehe. Lateinamerika befinde sich in einer "interessanten Phase". Den Abschluss des Gipfels der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) im Januar in Buenos Aires bezeichnete er als "positiv". Die Rückkehr Brasiliens in die CELAC nach dem Wahlsieg Luis Inácio Lula da Silvas werde der Gemeinschaft eine größere Dynamik verleihen. Auch von der Wahl einer linken Regierung in Kolumbien erwarte er für Lateinamerika eine Veränderung.
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