Das Büro der peruanischen Ombudsfrau Eliana Revollar Añaños hat in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) den Tod eines weiteren Demonstranten bestätigt. Das Opfer wurde als Víctor Santisteban Yacsavilca identifiziert. Somit stieg die offiziell bestätigte Zahl der Toten durch die andauernden Antiregierungsproteste und Straßenblockaden im Andenland auf 58.
Die Zeitung La República berichtete, dass der 55-Jährige bei einer Protestaktion in der Hauptstadt Lima ums Leben gekommen sei. Der Mann sei von einer von der Polizei abgefeuerten Tränengasgranate am Kopf getroffen worden. Laut dem Bericht hätten bei den Zusammenstößen am Samstag im Zentrum Limas mehrere Personen, darunter auch Polizeibeamte, Verletzungen erlitten. Die Nachrichtenagentur EFE berichtete ihrerseits von inzwischen 64 Getöteten.
Die Menschenrechtsbehörde teilte ferner auf Twitter mit, dass ihre Mitarbeiter nach den Auseinandersetzungen mehrere Krankenhäuser besuchten, um sich über den Zustand der verletzten Personen – sowohl Demonstranten als auch Polizisten – zu informieren. Außerdem riefen die Menschenrechtler die Polizei auf, Angriffe auf Journalisten während der Berichterstattung über die Proteste gründlich zu untersuchen. Die Schuldigen sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Man sollte Reporter schützen, damit sie ihrer Tätigkeit nachgehen könnten.
Am Samstag waren mehrere Demonstranten zum Parlament in Lima marschiert, um den Rücktritt der Übergangspräsidentin Dina Boluarte, die Auflösung des Kongresses und das Ende der Polizeigewalt zu fordern. Dabei kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Ordnungshüter setzten Tränengas ein, die Protestler antworteten mit Feuerwerkskörpern. Örtliche Medien berichteten von mindestens vier verletzten Polizeibeamten.
Vor dem Hintergrund der Gewalt lehnte das Parlament eine Gesetzesinitiative ab, die Präsidentschaftswahlen für Oktober 2023 vorzuziehen. Dagegen stimmten 65 Abgeordnete. 45 votierten dafür. Es gab auch zwei Enthaltungen.
Die massenhaften Proteste in Peru brachen am 7. Dezember aus, nachdem der Kongress in Lima den Staatschef Castillo seines Amtes enthoben hatte. Der linke Politiker wollte den Kongress auflösen, um einem Misstrauensvotum zuvorzukommen. Sowohl sein Kabinett als auch die Opposition warfen ihm einen Staatsstreich vor, weshalb der frühere Dorfschullehrer am selben Tag festgenommen wurde. Vor allem Indigene aus dem armen Süden des Landes werteten die Absetzung als einen Schlag gegen eigene Interessen.
Mehr zum Thema - "Putin, Hilfe!" – Demonstranten in Peru rufen nach Russlands Hilfe