Uruguays Ex-Präsident: Lateinamerika muss sich vereinen, "um gemeinsame Rechte zu verteidigen"

José Mujica ist einer der charismatischsten Politiker in Lateinamerika. Als Präsident Uruguays hat er sich wegen seines bescheidenen Lebensstils den Spitznamen "ärmster Staatschef der Welt" verdient. Nun arbeitet Mujica an einem Integrationsprojekt für die Region.

Der frühere uruguayische Präsident José 'Pepe' Mujica hat am Montag bekanntgegeben, dass er an einem Projekt zur Integration der lateinamerikanischen Staaten arbeite. Es handele sich um eine langfristige Politik, deren Ziel es sei, jenen Kräften die Stirn zu bieten, die die "traditionellen Staaten" herausforderten. Der frühere Guerillero, der unter der Militärdiktatur in seinem Land 14 Jahre lang im Gefängnis verbracht hatte, sagte in einem Interview für die Radiosendung En Perspectiva:

"Es geht nicht darum, die Unabhängigkeit zu verlieren. Es geht darum, uns zu vereinigen, um gewisse gemeinsame Rechte zu verteidigen. Dies ist geopolitisch und nicht ideologisch zu betrachten."

Der linke Politiker, der Uruguay von 2010 bis 2015 regiert hatte, erklärte, dass er nun versuche, seinen Integrationsplan den amtierenden Staatschefs der Region zu präsentieren. Ziel sei es, zu einem Konsens zu kommen.

Unter seinen Initiativen nannte der frühere Präsident eine gemeinsame Hymne und eine gemeinsame Flagge für Lateinamerika sowie freien Bürger- und Warenverkehr nach dem Beispiel der Europäischen Union. Außerdem sollte jeder in jedem Land des Kontinents seinem Beruf nachgehen können, ohne sein Diplom bestätigen zu müssen. Darüber hinaus sollte in den spanischsprachigen Ländern der Region Portugiesisch und in Brasilien Spanisch unterrichtet werden.

Mujica zufolge sollte man mit "kleinen, aber systemhaften Dingen" beginnen, die den lateinamerikanischen Ländern Vorteile bringen und dazu beitragen würden, "eine Kultur" zu schaffen. Der linke Politiker rief gleichzeitig dazu auf, sein Projekt nicht zu politisieren. Die Integration gehe über die Differenzen zwischen Links und Rechts hinaus. Es sei vielmehr eine Existenzfrage, eine Frage danach, ob man in der künftigen Welt existiere oder nicht.

"Das Problem ist, dass wir selbst als Lateinamerikaner keine Ahnung davon haben, was wir sind und welche Rolle wir spielen können. Daher sind wir wie ein Blatt im Wind."

Zugleich betonte der Politiker, dass die Welt Lateinamerika sehr brauche. Man werde aber die Länder der Region nicht anerkennen, solange sie außer Stande seien, ihre Anerkennung durchzusetzen.

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