Zusammenstöße zwischen Befürwortern und Gegnern eines Streikes in Bolivien

Die Situation in der bolivianischen Provinz Santa Cruz spitzt sich zu. Vor dem Hintergrund eines unbefristeten Streikes ist es dort am Montag zu massenhaften Zusammenstößen gekommen. Die Ursache der Unruhen ist eine von der Regierung in La Paz verschobene Volkszählung.

Gegner und Befürworter eines unbefristeten Streikes haben sich am Montag in der bolivianischen Provinz Santa Cruz massenhafte Auseinandersetzungen geliefert. Nach Angaben der Zeitung Página Siete trafen trotz des regnerischen Wetters in der Regionalhauptstadt mehrere Anhänger der linken Partei MAS ein, um in vier Kolonnen gegen den seit zehn Tagen andauernden Streik zu protestieren, zu dem die Opposition aufgerufen hatte. Mehrere Straßenblockaden führten inzwischen zu Versorgungsproblemen in der Region.

Anhänger des oppositionellen Gouverneurs Luis Fernando Camacho stellten sich ihnen in den Weg.

In zahlreichen Videos, die in den sozialen Netzwerken die Runde machen, sind Böllerexplosionen zu sehen.

Bereits am Sonntag war es in der Ortschaft Pailón zu Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des Streiks gekommen. Mindestens eine Person erlitt dabei Verletzungen.

Im Kern geht es um eine zunächst für November 2022 angesetzte Volkszählung, die die Regierung in La Paz wegen technischer Probleme bei der Durchführung auf das Jahr 2024 verschoben hat. Die Führung der Region Santa Cruz um Camacho fordert einen früheren Termin für den Zensus – spätestens im Jahr 2023. Bei dem Konflikt geht es unter anderem um neue Quoten in Bezug auf die Parlamentssitze, da Santa Cruz als wirtschaftsstärkste und bevölkerungsreichste Region aufgrund der Volkszählung mehr Abgeordnete im Nationalparlament stellen könnte. Sollte der Zensus erst im Jahr 2024 durchgeführt werden, würde dies bei den Wahlen im Jahr 2025 noch nicht der Fall sein.

In Santa Cruz, dem Bollwerk der Opposition, hat der Streik für die Durchführung des Zensus im Jahr 2023 bereits zu wirtschaftlichen Verlusten und Engpässen bei Lebensmitteln geführt, da Protestierende mehrere Straßen blockieren. Außerdem gibt es Probleme bei der Müllabfuhr. Nach Angaben der Behörde häufen sich auf den Straßen in Santa Cruz über 3.500 Tonnen Abfälle, die wegen der Blockaden nicht auf die Müllhalde gelangen können. Die Behörden befürchten Risiken für die öffentliche Gesundheit.

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