Nicolás Maduro hat am Dienstag bei einem Treffen mit Unternehmern in Caracas eine besondere Handels-, Wirtschafts- und Produktionszone an der Grenze zu Kolumbien in Aussicht gestellt. Venezuelas Staatschef kündigte an, er werde seinem kolumbianischen Amtskollegen Gustavo Petro vorschlagen, in der Region zwischen dem venezolanischen Bundesstat Táchira und der kolumbianischen Provinz Norte de Santander eine zwischenstaatliche Sonderwirtschaftszone ins Leben zu rufen.
"Es wird eine zwischenstaatliche Zone der Entwicklung in den Bereichen Handel, Wirtschaft und Produktion sein. Es ist Zeit, dass wir sie aufbauen!"
Maduro gab bekannt, dass die geplante Sonderwirtschaftszone als Experiment beginnen sollte. Im Erfolgsfall könnte das Projekt auf andere Grenzgebiete in den venezolanischen Bundesstaaten Zulia, Apure und Amazonas ausgedehnt werden.
"Wir werden alle unsere Grenzen zu Kolumbien für den Handel öffnen und wir bereiten uns schon darauf vor, damit der Plan sicher und ohne Störungen abgewickelt wird."
In diesem Zusammenhang bat Maduro die Unternehmer um ihre Vorschläge, welche Waren ins Nachbarland exportiert werden könnten. Mit der weiteren Erarbeitung des Vorhabens beauftragte er die venezolanische Vizepräsidentin und Ministerin für Wirtschaft und Finanzen Delcy Rodríguez.
Seit der Wahl von Petro zum ersten linken Präsidenten Kolumbiens machen die Regierungen in Caracas und Bogotá deutliche Fortschritte, um ihre Beziehungen auf allen Ebenen zu normalisieren.
Maduro kündigte ferner ein neues Wirtschaftsmodell im Land an. Es fuße auf der Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die den Bedarf und die Nachfrage im Inland decken müsse. Außerdem müsse die Abhängigkeit der einheimischen Wirtschaft von der Erdölförderung reduziert werden. Gefördert werden müssten jene Branchen, die nicht von der Erdölproduktion abhängig seien. Sie sollten sich dann zu wirtschaftlichen und technologischen Treibern entwickeln.
"Nachdem wir mit den schärfsten Folgen der kriminellen Sanktionen gegen unser Land konfrontiert worden sind, können wir jetzt sagen: Venezuela hat seinen Weg zum Wachstum gefunden. Es hat den Weg zu einem neuen Wirtschaftsmodell gefunden."
Inzwischen veröffentlichte die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) am 23. August einen neuen Bericht über die Aussichten für die Entwicklung der Region in diesem Jahr. Venezuela wurde ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von zehn Prozent prognostiziert. Somit könnte das südamerikanische Land in diesem Jahr unter den wachstumsstärksten Nationen der Region rangieren.
Calixto Ortega, der Chef der venezolanischen Zentralbank, sagte am Dienstag, im ersten Quartal des laufenden Jahres sei die einheimische Wirtschaft um 17,4 Prozent gewachsen. Dies sei der größte Kennwert in ganz Lateinamerika. Nach vorläufigen Schätzungen könnte die Wachstumsrate im zweiten Quartal 18,7 erreichen.
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