Rosatom nimmt erste Anlagen im bolivianischen Kernforschungszentrum CIDTN in den Testbetrieb

Der russische Atomkonzern Rosatom hat die ersten Anlagen im Kernforschungszentrum CIDTN im bolivianischen El Alto fertig gebaut. Sie sind seit dem 5. August in Testbetrieb. Bis zum Jahr 2025 soll in der Stadt der weltweit höchstgelegene Atommeiler eingeweiht werden.

Seit dem 5. August sind in der bolivianischen Stadt El Alto erste Anlagen im weltweit höchstgelegenen Kernforschungszentrum in Testbetrieb. Für das Bauprojekt, das in einer Höhe von 4.000 Metern über dem Meeresspiegel umgesetzt wird, ist der russische Atomkonzern Rosatom zuständig. Das Zentrum zur Erforschung und Entwicklung von Kerntechnologien (CIDTN) soll voraussichtlich bis zum Jahr 2025 fertig gebaut werden.

Bei der ersten Anlage, die nun getestet wird, handelt es sich um einen Zyklotron-Komplex, der bolivianische Krankenhäuser mit Radiopharmaka für klinische Untersuchungen versorgen soll. Dadurch sollen über 5.000 Patienten im Jahr die Möglichkeit bekommen, mit den fortschrittlichsten Mitteln untersucht zu werden.      

Die zweite technische Vorrichtung ist eine Mehrzweck-Bestrahlungsanlage, die mit einem industriellen Gammastrahler bestückt ist. Damit können mehr als 70 Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse pro Tag behandelt werden, was ihre Haltbarkeit verlängern soll. Außerdem können mit dieser Anlage medizinische Geräte keimfrei gemacht werden.

Nach Angaben von Jewgeni Pakermanow, dem Präsidenten des Bauunternehmens Rusatom Overseas, sei dies aus mehreren Gründen ein einmaliges Projekt. Erstens befinde es sich in einer Höhe von 4.000 Metern über dem Meeresspiegel. Zweitens sei es der erste Rosatom-Bau in Bolivien. Drittens habe der russische Konzern seit über 20 Jahren keine Forschungsreaktoren mehr im Ausland errichtet. Viertens habe Russland noch nie solche großen Anlagen in Lateinamerika gebaut.

"Schon jetzt stellen Bolivianer, die die entsprechende Ausbildung absolviert haben, im Zyklotron-Komplex Fluorglucose her, ein sehr wichtiges Radiopharmakon für die Diagnose von Krebskrankheiten."

Zudem habe man in dieser Anlage erstmals in Bolivien Technetium gewonnen. Dieses chemische Element könne aufgrund von technischen Schwierigkeiten nur in ein paar Ländern der Welt produziert werden. Nach dem Abschluss aller Tests und der Zertifizierung durch die jeweiligen Aufsichtsbehörden werde der Zyklotron-Komplex bolivianische Kliniken mit Radiopharmaka beliefern, so Pakermanow.

Unter den mehr als zehn geplanten Anlagen des CIDTN ist auch ein Atommeiler, der ein gemeinsames Projekt des russischen Atomkonzerns und der bolivianischen Atomenergiebehörde ABEN ist. Bislang sind die ersten zwei Bauetappen vorbei. Der Reaktor soll voraussichtlich in drei Jahren betriebsfertig sein.

Mehr zum ThemaRussische Eisbrecher – oder: Wie sich der Westen (auch) in der Arktis ins Knie schießt