Nach einem Bericht der haitianischen Zeitung Le Nouvelliste sind bei erbitterten Bandenkämpfen in der Hauptstadt Port-au-Prince mehr als 50 Menschen getötet und mehr als 100 weitere verletzt worden. Das Oberhaupt des Elendsviertels Cité Soleil, Joël Janéus, sprach von mindestens 52 Toten und 110 Verletzten. Demnach leisteten sich die Banden G-9 und G-Pèp seit dem vergangenen Freitag im sehr dicht bevölkerten Bezirk einen erbitterten Machtkampf.
Janéus zufolge handele es sich bei den meisten Verletzten um einfache Einwohner, die vor den Auseinandersetzungen geflohen seien. Der Zustand einiger Verletzter sei kritisch. Die genaue Zahl der getöteten Bandenmitglieder sei schwer zu ermitteln, da sich die Leichen überwiegend auf dem Territorium der rivalisierenden Gangs befänden und verbrannt würden.
Medienberichten zufolge wird die berüchtigte Bande G9 von dem früheren Polizisten Jimmy "Barbecue" Cherizier angeführt. Immer wieder entflammende Kämpfe zwischen Banden um das Territorium im Großraum von Port-au-Prince haben seit dem Mord an Präsident Jovenel Moïse vor einem Jahr die ohnehin schwierige Sicherheitslage in dem ärmsten Land des amerikanischen Kontinents bedeutend verschlechtert. Laut einem Bericht der haitianischen Menschenrechtsorganisation RNDDH sollen Kämpfe zwischen zwei Banden allein zwischen dem 24. April und dem 6. Mai 191 Menschen das Leben gekostet haben, darunter acht Kinder. Nach einem UN-Bericht vom Juni soll auch die Zahl der Entführungen im Karibikstaat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres mit 540 Fällen deutlich gestiegen sein.
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