Laut Schätzungen des mexikanischen Innenministeriums sollen die illegalen Migrantentransporte im Jahr 2019 einen Gewinn in Höhe von ungefähr 615 Millionen US-Dollar abgeworfen haben. Dies geht aus einer Umfrage über die Migration an der US-Südgrenze hervor, deren Ergebnisse auf der Webseite der Regierung veröffentlicht sind.
Rocío González Higuera, Leiterin der Einheit für Migrationspolitik, Registrierung und Identifizierung von Personen (UPMRIP), erklärte am Mittwoch bei der Vorstellung des Berichtes im Abgeordnetenhaus, dass sieben der zehn Migranten aus Guatemala, Honduras und El Salvador, die im Jahr 2019 die Grenze zu den USA illegal passiert hatten, nach eigenen Angaben einen "Kojoten", das heißt einen Führer, angeworben hätten. Die durchschnittliche Belohnung hätte rund 4.500 US-Dollar betragen. Fünf der zehn Mexikaner, die sich illegal in die USA abgesetzt hatten, hätten ebenfalls die Dienstleistungen eines Führers in Anspruch genommen. Die durchschnittliche Belohnung hätte in diesem Fall knapp 5.000 US-Dollar betragen. Die UPMRIP-Leiterin machte dabei auf den Preisunterschied von gut 400 US-Dollar aufmerksam und hatte dafür folgende Erklärung:
"Unsere Hypothese ist, dass die Netzwerke, auf die unsere Landsleute zugreifen, strukturierter sind, sodass ein erfolgreicher Grenzübertritt wahrscheinlicher ist."
González Higuera betonte dabei, dass es sich bei dem jährlichen Gewinn von 615 Millionen US-Dollar um eine Hochrechnung handele. Das Volumen des illegalen Markts dürfte viel größer sein. Die meisten illegalen Grenzübertritte von Mexiko in die USA würden durch kriminelle Netzwerke abgewickelt. Deswegen betonte die UPMRIP-Leiterin die Notwendigkeit, die Korruption zu bekämpfen, den Opfern Gehör zu schenken und die Menschenrechte zu schützen.
Die Zahl der unerlaubten Grenzübertritte von Mexiko in die USA war in den vergangenen Monaten rekordverdächtig hoch. Die US-Behörden griffen allein im Mai rund 239.000 Menschen an der Grenze zu Mexiko auf.
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