Mindestens 68 Tote bei Kämpfen zwischen Gefängnisinsassen in Ecuador

Bei gewalttätigen Zusammenstößen in einem ecuadorianischen Gefängnis sind erneut Dutzende Häftlinge ums Leben gekommen. Die Zahl der Verletzten beträgt mindestens 25. Eigentlich gilt seit Ende September im Strafsystem des südamerikanischen Landes ein Ausnahmezustand.

In einer ecuadorianischen Haftanstalt ist es am 13. November erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden bei den Kämpfen im größten Gefängnis des Landes in der Nähe der Hafenstadt Guayaquil mindestens 68 Häftlinge getötet. Mindestens 25 weitere erlitten Verletzungen. Die Zahl der Opfer könnte jedoch weiter steigen.

Am Samstagmorgen (Ortszeit) waren in der Haftanstalt Guayas Nummer 1 Schüsse zu hören. Einige Häftlinge filmten das Geschehen und schlugen Alarm. Die Aufnahmen wurden in den Sozialen Medien veröffentlicht.

Warnung: Dieser Tweet enthält verstörende Bilder!

Demnach ereigneten sich die gewaltsamen Auseinandersetzungen im Gebäude 2 der Haftanstalt. Die genauen Ursachen des Massakers blieben zunächst unklar.

Die Polizei des südamerikanischen Staates berichtete auf Twitter von einem Einsatz in der Haftanstalt, um die Ordnung wiederherzustellen und das Gefängnis wieder unter Kontrolle zu bringen. Anschließend beschlagnahmten die Sicherheitskräfte ein Gewehr und ein Dutzend Dynamitstangen. Um eine Leiche lagen ungefähr 20 Patronenhülsen herum. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen Gewaltanwendung und Tötung mehrerer Menschen ein.

Der Gouverneur der Provinz Guayas, Pablo Arosemena, verurteilte auf einem Pressebriefing die Gewalt in der Haftanstalt als "Wildheit" und machte dafür wiederholt das Verfassungsgericht verantwortlich, da es keinen Einsatz der Streitkräfte in den Gefängnissen genehmige. Ecuadors Präsident Guillermo Lasso kündigte seinerseits auf Twitter eine Sitzung des Sicherheitskomitees und eine wichtige Erklärung an. In einem weiteren Tweet drückte der Staatschef den Angehörigen der Opfer sein Mitleid aus und hob hervor, dass der Staat seinen Bürgern in erster Linie das Recht auf Leben und Bürgerfreiheiten garantieren solle. Dies sei aber nicht möglich, wenn die Ordnungskräfte nicht durchgreifen dürften. In diesem Zusammenhang rief Lasso das Verfassungsgericht auf, rechtliche Mechanismen zu schaffen, um die Bevölkerung zu schützen, das Strafsystem unter Kontrolle zu bringen und gegen die Banden zu kämpfen, die von diesem Chaos profitierten.

Am 29. September hatte die ecuadorianische Regierung im gesamten Strafsystem einen Ausnahmezustand ausgerufen, nachdem beim bislang blutigsten Massaker 118 Insassen der Haftanstalt Guayas Nummer 1 getötet worden waren. Die Ursache war ein Bandenkrieg um die Vorherrschaft über ein Gefängnisgebäude. Im Juli waren bei Krawallen in Haftanstalten in Cotopaxi und Guayaquil insgesamt 21 Menschen gestorben. Im Februar waren bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Banden in mehreren Gefängnissen 79 Menschen getötet worden.

Mehr zum Thema - Proteste gegen Spritpreise in Ecuador: Dutzende Festnahmen bei Straßensperren und Krawallen