Nicaraguas Außenminister: Spanien vergisst, dass wir seit Jahrzehnten ohne ihre Herrschaft leben

Die spanische Außenministerin kritisiert Menschenrechtsverletzungen in Nicaragua. Die nicaraguanische Regierung weist die Vorwürfe zurück. Spanien solle sich mit der eigenen Geschichte beschäftigen – mit der Conquista und der Unterdrückung der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung.

Die nicaraguanische Regierung weist Äußerungen der spanischen Außenministerin Arancha González zurück. In einem offenen Brief an das spanische Außenministerium bezeichnete der Außenminister Nicaraguas, Denis Moncada, das Statement von Gonzalez als "beleidigend".

Bereits am Donnerstag hatte Nicaraguas Präsident Daniel Ortega den Botschaften Spaniens, der USA und weiterer europäischer Staaten vorgeworfen, mit der nicaraguanischen Opposition zu kooperieren und sogar bei deren Treffen als Gastgeber zu fungieren. Laut Ortega verfolgten die Botschaften damit das Ziel, das Land vor den nicaraguanischen Parlamentswahlen am 7. November zu destabilisieren.

Arancha Gonzales wies die Vorwürfe am Freitag bei einem Treffen mit ihrem irakischen Amtskollegen, Fuad Hussein, zurück. Nach ihrer Darstellung bewegten sich die spanischen Diplomaten im Rahmen des Wiener Übereinkommens über diplomatische Beziehungen. Sie beklagte ihrerseits Menschenrechtsverletzungen im Vorfeld der Parlamentswahlen und forderte die Freilassung von politischen Gefangenen.

In seinem Brief schrieb der nicaraguanische Außenminister Moncada laut dem Nachrichtenportal telesur, Gonzales habe eine "dreiste Ignoranz" offenbart, die "für die Diplomatie unpassend" sei.

"Frau Gonzalez adressiert den Präsidenten eines freien und souveränen Volkes mit der Stimme eines Gutsherren. Sie vergisst in ihrer lächerlichen Rede, dass wir mittlerweile seit Jahrzehnten ohne spanische Herrschaft leben."

Moncada erinnerte an die Jahrhunderte unter spanischer Herrschaft, an die massenhafte Tötung der indigenen Bevölkerung, an Kolonisierung und Ausplünderung von Ressourcen durch die spanischen Konquistadoren.

In Bezug auf die Forderung nach der Freilassung politischer Gefangener richtete der nicaraguanische Außenminister den Fokus auf Katalonien und empfahl der spanischen Regierung, sich um die Unabhängigkeitsbewegung in ihrem eigenen Land zu kümmern, statt mit dem Finger auf andere Länder zu zeigen. Moncada argumentierte, dass katalanische Politiker und Unabhängigkeits-Aktivisten jahrelang als politische Gefangene in spanischen Gefängnissen gesessen haben und nach wie vor von der politischen Aktivität ausgeschlossen sind. Er fragt:

"Ist das Demokratie?"

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