Die staatlich angeordneten Zwangssterilisationen fanden unter der Regierung des Ex-Präsidenten Alberto Fujimori in den Jahren 1996 bis 2000 statt, berichtete die Deutsche Welle. Sie waren Teil des sogenannten Nationalen Programms für Reproduktive Gesundheit und Familienplanung, welches als Maßnahme zur Armutsbekämpfung ins Leben gerufen worden war. Den menschenunwürdigen Operationen wurden insgesamt mehr als 300.000 Frauen und rund 22.000 Männer unterzogen, meist ohne Betäubung und postoperative Versorgung. Viele von ihnen starben an den Folgen der Eingriffe.
Bei den weiblichen Opfern der Zwangssterilisationen handelte es sich hauptsächlich um Frauen aus unterprivilegierten und ärmlichen Familien im gebärfähigen Alter. Somit sind überwiegend indigene Einwohnerinnen Perus betroffen, die zum Teil selbst noch kinderlos waren.
Obwohl der Internationale Strafgerichtshof die Zwangssterilisationen längst als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkannt hatte, wurden sie bis heute von der peruanischen Justiz nicht vollständig aufgeklärt. Die Verantwortlichen wurden noch immer nicht zur Rechenschaft gezogen und entgingen jeglicher Strafe. Dies sorgte zunehmend für Unmut unter der peruanischen Bevölkerung und bei Menschenrechtsaktivisten. In der Folge kam es zu zahlreichen Protestaktionen, bei denen die Aktivisten Gerechtigkeit und Wiedergutmachung forderten.
Erst 20 Jahre nach Beendigung der Praxis bringt die Regierung Perus endlich ein neues Gesetz auf den Weg, das die Opfer von Zwangssterilisationen und deren Recht auf Entschädigung anerkennt. Maria Ysabel Cedano, Anwältin und Direktorin der Frauenrechtsorganisation Estudio para la Defensa de los Derechos de la Mujer (DEMUS), bezeichnete dies als einen Meilenstein im Kampf gegen die Straflosigkeit der Drahtzieher dieser brutalen Eingriffe und sprach von der "Begleichung einer historischen Schuld".
Angesichts der vielen Rückschläge, die die Aufklärung der Zwangssterilisationen in der Vergangenheit wiederholt behindert hatten, könnte es jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis die Entschädigungen tatsächlich bei den Überlebenden und den Familien der Opfer ankommen, erklärte die Frauenrechtlerin.
Auch die Wiederaufnahme des Gerichtsverfahrens gegen den früheren Staatschef Fujimori und ehemalige hohe Beamte des Gesundheitswesens wegen der Billigung systematischer Zwangssterilisationen während ihrer Amtszeit soll den Opfern der Gewalt endlich Gerechtigkeit widerfahren lassen, erklärte Rocío Silva Santisteban, Kongressabgeordnete des links-ökologischen Wahlbündnisses Frente Amplio. Sie sagte:
"Es ist ein Megaprozess und der erste seiner Art in Peru. Fast 1.700 Opfer haben den peruanischen Staat verklagt."
Die Partei des Expräsidenten, die in den vergangenen 15 Jahren die Mehrheit im Kongress innehatte, weist eine Mitverantwortung an dem staatlichen Zwangssterilisationsprogramm bis heute beharrlich zurück. Fujimori, der bereits eine jahrzehntelange Gefängnisstrafe wegen Korruption und Verstößen gegen die Menschenrechte in Peru verbüßt, droht nun im Fall eines Schuldspruchs im Prozess um die Zwangssterilisationen eine weitere Verurteilung. Die nächste Anhörung in diesem Verfahren ist für den 1. März angesetzt.
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