Corona: Kuba will dieses Jahr gesamte Bevölkerung mit eigenem Impfstoff behandeln

Kuba will seine gesamte Bevölkerung noch in diesem Jahr mit einem eigenen Impfstoff versorgen. Soberana 2 ist der erste Impfstoff Lateinamerikas, der kurz vor der Verabreichung steht. Ziel sei es, noch im ersten Halbjahr mit den Impfungen zu beginnen – wahlweise auch bei Touristen.

Laut offiziellen Stellen kann Kuba rund 100 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs Soberana 2 in diesem Jahr herstellen. "Wenn alles gut geht, wird dieses Jahr die gesamte kubanische Bevölkerung geimpft sein", sagte Dr. Vicente Vérez, Direktor des staatlichen Finlay-Impfinstituts.

Kuba ist im Vergleich zu vielen seiner Nachbarn bisher bei der Pandemie relativ glimpflich davongekommen: 19.122 Corona-Fälle und 180 Todesopfer wurden von der Regierung bestätigt. Diese Woche ging Soberana 2 in die zweite Testphase über, an der 900 Freiwillige teilnehmen. Bei Erfolg wird der Impfstoff im März in die Phase III mit 150.000 Freiwilligen übergehen.

Dr. Vérez sagte, Ziel sei es gewesen, in der ersten Hälfte des Jahres eine Impfkampagne zu starten, die auch als "Option" für Touristen angeboten werden könnte. Kuba "war der erste Kandidat in Lateinamerika und der Karibik, der einen Impfstoff in der klinischen Phase hatte", so José Moya, lokaler Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der sich "optimistisch" zeigte.

Der Grund für seinen Optimismus ist, dass "Kuba mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Produktion eigener Impfstoffe hat und fast 80 Prozent der Impfstoffe im nationalen Immunisierungsprogramm im Land hergestellt werden".
Das ist auch dem anhaltenden US-Embargo geschuldet, das seit 1962 Kuba oftmals keine andere Wahl lässt, als seine eigenen Arzneien zu produzieren.

"Schon in den 1980er Jahren setzte Kuba dabei auf Biotechnologien und entdeckte vor allem den ersten Impfstoff gegen Meningokokken B", so Nils Graber, Forscher für Gesundheitsanthropologie an der Universität Lausanne. "Das Ziel war sowohl die Verbesserung des nationalen Gesundheitssystems als auch der Export", fügt er hinzu und verwies auf die Entsendung kubanischer Ärzte nach Lateinamerika, Asien, Afrika und im Zuge der Corona-Krise auch nach Europa.

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