Kolumbianische Ökologen fordern, die sogenannten "Kokain-Flusspferde" abzuschlachten, weil sie eine große Gefahr für die Umwelt und die Bevölkerung darstellen. Die entsprechende Studie ist in der Januar-Ausgabe des Fachmagazins Biological Conservation erschienen. Demnach ist eine umgehende Tötung der ursprünglich aus Afrika stammenden Säugetiere notwendig, um langfristige und unumkehrbare negative Auswirkungen zu vermeiden.
Die Geschichte der Flusspferde im Río Magdalena geht in die 1980er Jahre zurück. Damals ließ der berüchtigte Drogenbaron Pablo Escobar ein Männchen und drei Weibchen extra für seinen persönlichen Zoo aus Afrika illegal bringen. Nach dem gewaltsamen Tod des Drogenhändlers im Jahr 1993 bei einer Antidrogenrazzia übernahmen die kolumbianischen Behörden die Kontrolle über sein Anwesen. Während andere exotische Tiere aus Escobars Zoo umgesiedelt wurden, blieben die Hippopotamus sich selbst überlassen, weil sie äußerst schwer einzufangen und zu transportieren gewesen wären.
Die Flusspferde begannen, sich in freier Wildbahn fortzupflanzen. Kolumbien bot ihnen dafür sogar bessere Naturverhältnisse als in ihrer afrikanischen Heimat an: Die Tiere brauchten nicht für den Zugang zu Wasser zu kämpfen und Raubtiere zu befürchten. Auch das feuchte Klima am Río Magdalena trug zum Wohlbehagen der Tiere bei. Seitdem nahm die Hippopotamus-Population kontinuierlich zu und stieg laut jüngsten Schätzungen auf mehr als 80 Tiere.
Die Ökologen nennen unter den negativen Effekten der illegalen Hippopotamus-Introduktion, dass die Tiere über ihren Urin und ihre Exkremente gefährliche Krankheiten übertragen können. Der Biologin Nataly Castelblanco-Martínez zufolge stelle das ein ernstes Risiko sowohl für Menschen als auch für Nutz- und Wildtiere dar. Außerdem steigere die Flusspferd-Population den Gehalt von Phosphaten und Stickstoffverbindungen im Río Magdalena:
"Niemand findet die Idee toll, ein Flusspferd zu erschießen, aber wir müssen die Tatsache akzeptieren, dass keine andere Strategie funktionieren wird."
Außerdem weisen die Forscher auf die Aggressivität der Tiere hin. In ihrer afrikanischen Heimat töten Flusspferde jährlich mehr Menschen als jedes andere Säugetier. Auch in Kolumbien hat es im Mai 2020 einen Unfall gegeben: Ein 45-jähriger Bauer wurde von einem Hippopotamus schwer verletzt. Der Mann überlebte zwar die Attacke, zog sich aber Hüften-, Bein- und Rippenbrüche zu.
Andere Ökologen raten von der Tötung der Tiere ab und plädieren stattdessen für ihre Kastration. Sie weisen darauf hin, dass Flusspferde in Afrika eine bedrohte Spezies seien. Dennoch geben die Befürworter dieser Strategie zu, dass die Sterilisierung der Flusspferde äußerst schwer sei: Erstens seien die Tiere schwer einzufangen, zweitens sei es schwer, ihre Fortpflanzungsorgane zu entfernen. Dafür brauche man auch viel Geld.
Inzwischen gewöhnte sich die einheimische Bevölkerung an die introduzierte Spezies. Die "Kokain-Flusspferde" wurden sogar zu einer touristischen Attraktion. David Echeverri López von der örtlichen Forts- und Artenschutzbehörde sagte seinerseits, die Tötung sämtlicher Hippopotamus sei momentan schwer vorzustellen. Er rief die Behörden außerdem auf, nach anderen Lösungen zu suchen. Denn die Tiere seien schon Teil der örtlichen Identität.
Mehr zum Thema - Weltweite Tierplage: Krebsklone auf dem Vormarsch