Überraschend ist der ehemalige brasilianische Fußballstar Ronaldinho aus der Haft in Paraguay in den Hausarrest entlassen worden. Gegen die Zahlung einer Kaution in Höhe von 1,6 Millionen US-Dollar (rund 1,47 Millionen Euro) konnten der zweimalige Weltfußballer und Weltmeister von 2002 sowie sein Bruder und Manager Roberto Assis das Gefängnis am Dienstag verlassen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Das weitere Verfahren können sie nun in einem Hotel in der Hauptstadt Asunción abwarten. Ronaldinho und Roberto stehen unter Aufsicht der Polizei und dürfen das Land nicht verlassen. Das brasilianische Portal Globoesporte berichtete, die Verteidigung wolle nun jedoch die endgültige Freilassung erreichen.
Bei einer Verurteilung drohen fünf Jahre Haft. Ronaldinho hatte knapp 30 Tage eingesessen wegen der Einreise nach Paraguay mit gefälschten Pässen, die ihm und seinem Bruder nach eigenen Angaben von Geschäftspartnern geschenkt worden waren. In dem Nachbarland wollten sie an der Eröffnung eines Kasinos und mehreren Benefiz-Veranstaltungen teilnehmen sowie Werbung für die Biografie von Ronaldinho machen.
Aus einer Posse wird ein Strafprozess
Zunächst sah es so aus, als wäre die Posse von Asunción schnell vorbei. Doch der Fall zog weitreichende Ermittlungen mit zahlreichen Festnahmen nach sich. Fest steht, dass sich der einstige Superstar mit zwielichtigen Leuten in Paraguay eingelassen hat. Gegen drei in den Fall verwickelte Personen wurde bereits Anklage erhoben. Zudem seien Ermittlungen gegen mehrere Beamte und Privatleute eingeleitet worden.
Gegen einen Mitarbeiter der Einwanderungsbehörde wurde ebenfalls Haftbefehl erlassen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Verdächtigen Mitglieder einer kriminellen Bande sind, die sich auf die Fälschung von Ausweisdokumenten spezialisiert hat.
Unter anderem sucht die Polizei auch die Unternehmerin Dalia López. Sie soll Ronaldinho zu einer Benefiz-Veranstaltung für ihre Stiftung Fraternidad Angelical (Engelsbruderschaft) eingeladen und die gefälschten Pässe beschafft haben. Gegen die Frau wird bereits seit längerem wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche ermittelt.
Einfach nur dumm?
Ronaldinho und sein Bruder hätten mit den kriminellen Geschäften nichts zu tun, hatte sein Anwalt Sergio Queiroz nach der Festnahme zu Protokoll gegeben. "Ronaldo und Roberto wussten nicht, dass die Pässe gefälscht waren. Sie dachten, sie seien in Ordnung, deshalb haben sie sie ja freiwillig vorgezeigt", sagte der Jurist. "Sie haben im guten Glauben und ohne Täuschungsabsicht gehandelt."
Sein Kollege Adolfo Marín wird gegenüber der Zeitung Folha de S. Paulo noch deutlicher. "Er wusste nicht, dass er ein Verbrechen begeht, weil er nicht verstanden hat, dass es sich um gefälschte Dokumente handelte. Er ist ein Dummkopf." Wegen der "Dummheit" musste der Ex-Barça-Profi allerdings seinen 40. Geburtstag in Haft begehen. Zuletzt hatte es auch wegen der Corona-Krise den Anschein, als ob erst einmal keine Aussicht auf Freilassung besteht. Am Dienstag kam es in Asunción über Video aber doch zu einer Anhörung. Ronaldinho und Roberto wurden zugeschaltet.
Ihre Anwälte waren bereits dreimal bei dem Versuch gescheitert, die Brüder aus dem Gefängnis zu holen. Wie aus der jüngsten Erklärung der Staatsanwaltschaft hervorgeht, war dafür, dass es diesmal klappte, die Höhe der angebotenen Kaution entscheidend. "Zuvor haben sie als Sicherheit ein Haus angegeben, das nicht einmal auf den Namen der beiden lief", wurde Staatsanwalt Oscar Legal nach der Anhörung zitiert. "Nun hat die Verteidigung ein Bankkonto im Namen der beiden eröffnet und das Geld deponiert."
Absturz eines Magiers am Ball
In seiner Zeit als Profi hatte Ronaldinho seine Fans mit atemberaubenden Dribblings und spektakulären Toren verzaubert. Mit dem FC Barcelona holte er zweimal die Spanische Meisterschaft und gewann einmal die Champions League. Dieses Video auf Youtube gibt einen Eindruck vom einmaligen Können des Brasilianers:
Nach dem Ende seiner Profikarriere geriet der zweimalige Weltfußballer allerdings ins Schlingern. Wegen des illegalen Baus einer Zuckermühle in einem Naturschutzgebiet wurden er und sein Bruder 2015 zu einer Geldstrafe von fast zwei Millionen Euro verurteilt.
Nachdem die Brüder in Zahlungsschwierigkeiten gekommen waren, entzog die brasilianische Staatsanwaltschaft beiden 2018 den Pass. Die Geldsorgen des Brasilianers sollen seinerzeit so groß gewesen sein, dass er nur noch umgerechnet etwas mehr als fünf Euro auf seinem Konto gehabt haben soll.