Es wäre nicht das erste Mal, dass der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland mit nachweislichen Falschmeldungen über Venezuela auf sich aufmerksam macht. Fast genau vor einem Jahr blamierte sich die Deutsche Welle (DW), als sie am 14. April 2019 groß titelte: "PRESSEFREIHEIT - Deutsche Welle in Venezuela abgeschaltet". In den sozialen Medien versah DW die Meldung zudem mit dem Hashtag #Zensur. Bundesregierung und Auswärtiges Amt intervenierten und verurteilten die angebliche Abschaltung durch die venezolanische Regierung. Doch die Meldung hatte keinerlei faktische Grundlage und entpuppte sich nach Recherchen von RT Deutsch als nachweislich frei erfunden. Doch bis heute hat sich die Deutsche Welle für diese damalige Falschmeldung nicht entschuldigt, ebenso wenig das Auswärtige Amt.
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Eine ähnliche Entwicklung scheint sich nun vor dem Hintergrund eines bis jetzt nicht völlig geklärten Zusammenstoßes in der Karibik am 30. März 2020 zwischen einem venezolanischen Patrouillenschiff und einem deutschen Kreuzfahrtschiff, welches für Fahrten durch Eisgewässer der Antarktis über einen speziell verstärktem Rumpf verfügt, abzuzeichnen. Mit einem Unterschied, im aktuellen Fall interveniert das Außenministerium Venezuelas mit einem Brief an die Leitungsebene der DW in Berlin:
Auf Anweisung des Außenministers @jaarreaza haben wir über unsere Botschaft in Deutschland einen Brief an die Deutsche Welle (DW) überreicht, in dem wir den unverantwortlichen und unethischen Umgang mit dem Fall Resolute-Naiguatá anprangern. Lesen und verbreiten
In dem Brief, unterzeichnet vom Vizeaußenminister William Castillo B, wird der DW die Veröffentlichung einer "absolut falschen Version der Ereignisse" vorgeworfen und um eine Richtigstellung gebeten. Zudem wird das Agieren des deutschen Kreuzfahrtschiffes als "Akt der Piraterie" und "Angriff auf die nationale Souveränität" bezeichnet.
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Da in deutschen Medien (siehe beispielhaft DW- oder Spiegel-Berichterstattung) fast ausschließlich der Darlegung der deutschen Betreibergesellschaft des in den Vorfall involvierten Kreuzfahrtschiffes "RCGS Resolute", die COLUMBIA Cruise Services GmbH & Co. KG mit Sitz in Hamburg, Geltung verschafft wurde, hat die RT Deutsch-Redaktion sich entschieden, den Brief der venezolanischen Regierung in vollständiger Übersetzung zu veröffentlichen:
Herr Christoph Jumpelt
Leiter Unternehmenskommunikation und Pressesprecher
Deutsche Welle (DW)
Ich wende mich an Sie, um Ihnen die Zurückweisung der Regierung der Bolivarischen Republik Venezuela der nicht namentlich gekennzeichneten Meldung zu übermitteln, die auf der DW-Webseite veröffentlicht wurde und eine absolut falsche Version der Ereignisse enthält, die sich am Montag, dem 30. März, in den venezolanischen Hoheitsgewässern ereignet haben.
Wie unsere Regierung sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene darlegte, rammte am 30. März das Touristenschiff "Resolute" deutscher Herkunft und unter portugiesischer Flagge ein Schiff der venezolanischen Küstenwache sieben Meilen vor der Insel La Tortuga in der Karibik in den Gewässern unter der Gerichtsbarkeit der Bolivarischen Republik Venezuela.
Der Vorfall ereignete sich, nachdem die irreguläre Anwesenheit des Schiffes in den venezolanischen Gewässern entdeckt wurde und es in Übereinstimmung mit internationalen Protokollen vom venezolanischen Marineschiff "Naiguatá" angewiesen wurde, einen sicheren Hafen auf der nahe gelegenen Insel Margarita anzulaufen.
Die Besatzung der "Resolute" akzeptierte zunächst das Ersuchen der Küstenwache, doch während sie sich in Richtung der Insel Margarita bewegte, rammte das Schiff in einer Überraschungsaktion das venezolanische Militärschiff, das zehnmal kleiner als die "Resolute" war, und brachte es zum Kentern. Darüber hinaus überließ die Besatzung der "Resolute" die venezolanische Besatzung unter riskanten und schwierigen Umständen ihrem Schicksal und steuerte die Insel Curaçao an, auf der sie noch immer vor Anker liegt.
Die von der DW Tage später angebotene Version kann durch das Interesse der deutschen Gesellschaft Columbian Cruise Services verstanden werden, sich ihrer Verantwortung angesichts eines so schwerwiegenden Ereignisses zu entziehen, das gegen die Regeln der internationalen Seeschifffahrt und elementare Prinzipien der Menschlichkeit und Solidarität verstößt. Was jedoch nicht aus der Ethik und der verantwortungsvollen Ausübung des Journalismus verstanden werden kann, ist, dass die venezolanische Version in dem Artikel absolut minimiert wird, was einer echten "Fake-News" gleichkommt.
Venezuela betrachtet das, was geschehen ist, in der Tat als einen ernsthaften Akt der Seepiraterie und als einen inakzeptablen Angriff auf die nationale Souveränität. Und angesichts ihrer internationalen Verantwortung ergreift die venezolanische Regierung die entsprechenden diplomatischen und rechtlichen Maßnahmen, um die Gründe für diese ungewöhnliche Aggression endgültig zu klären und den unserem Land zugefügten Schaden zu kompensieren. Die venezolanische Version wurde von den Behörden von Curaçao vollständig akzeptiert, sodass das Schiff "Resolute" bereits unter einer Embargomaßnahme steht, und selbst die Versicherungsgesellschaft kooperiert bei den Bemühungen der venezolanischen Regierung.
In Anbetracht der unbestreitbaren Tatsachen, die sich in Bezug auf ihre Leser und die deutsche Öffentlichkeit ergeben haben, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie für die Berichterstattung über dieses Ereignis die Version eines verantwortungsbewussten Staates berücksichtigen würden, der niemals einen Angriff auf ein ziviles Schiff durchführen würde, der aber seiner Souveränität, seinem Territorium und der Sicherheit seiner Bevölkerung gegen jede Bedrohung, woher sie auch kommen mag, Respekt verschafft und verschaffen wird.
Mit freundlichen Grüßen
William Castillo B.
Stellvertretender Minister für internationale Kommunikation
Volksministerium für Auswärtige Angelegenheiten
Bolivarische Republik Venezuela
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Die venezolanische Marine hat mittlerweile auch Radarbilder, den Funkverkehr mit dem Kreuzfahrtschiff sowie ein Video zum Vorfall veröffentlicht. Aus diesem umfangreichen Material ergibt sich, wie auch das deutschsprachige Fachportal für Lateinamerika Amerika21 ausführt, dass
a) das deutsche Kreuzfahrtschiff "Resolute" sich ohne Erlaubnis in venezolanischen Gewässern aufgehalten hatte, und dies zunächst auch von der Besatzung der "Resolute" anerkannt wurde;
b) der mehrmaligen Aufforderung zunächst den Motor abzustellen und der venezolanischen Küstenwache zum nächsten Hafen zu folgen, nicht nachgekommen wurde;
c) gemäß internationalem Protokoll die venezolanische Küstenwache eine Gewehrsalve zur Warnung ins Wasser vor den Bug der Resolute abgab;
d) die beiden Schiffe parallel fuhren, als das Kreuzfahrtschiff plötzlich zur Seite dreht und mehrmals das Schiff der venezolanischen Küstenwache rammt. Das belegen neben den Videoaufnahmen auch die Aufnahmen von der "Resolute" nach dem Vorfall, welche einen beschädigten Rumpf zeigen:
e) am Ende des Funkmitschnitts zu hören ist, wie der Kapitän der venezolanischen Küstenwache ein Ausweichmanöver nach Steuerbord anordnet;
f) nachdem das Schiff der Küstenwache sank und sich die Mannschaft in einem Rettungsschlauchboot befand, die "Resolute" keinerlei Hilfe leistete und damit nachweislich internationales Seerecht brach;
g) das Kreuzfahrtschiff sein Ortungssystem ausschaltete und dies erst wieder beim Einlaufen in den Hafen von Curacao aktivierte (Das Abschalten der Ortungssysteme durch die Mannschaft der "Resolute" ist sehr einfach nachzuweisen, da die Ortungssysteme der ständigen Positionsbestimmung dienen, die permanent aufgezeichnet wird).
Ab Minute 0:47 ist zu sehen, wie das Kreuzfahrtschiff das zehnmal (!) kleinere Patrouillenboot der venezolanischen Marine offensiv rammt:
Nach Angaben der venezolanischen Botschaft in Berlin hat die DW am 7. April auf den Brief geantwortet und alle Vorwürfe zunächst bestritten, allerdings mit dem Verweis, die Meldung der DW hätte lediglich die "zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bekannten Informationen aus den vorliegenden Quellen" wiedergegeben.
Eingedenk des sonstigen Sprachgebrauchs der DW gegenüber Venezuela könnte man darin fast ein Eingeständnis der tendenziösen Berichterstattung herauslesen.
Das ungekürzte Antwortschreiben der DW an die venezolanische Regierung, welches die DW-Pressestelle auf Anfrage RT Deutsch zur Verfügung stellte:
Sehr geehrter Herr Minister Castillo,
Ihr Schreiben vom 3. April und auch die zweite Version mit der Korrektur des Datums des umstrittenen Vorfalls, die Sie gestern nachgereicht hatten, haben mich erreicht. Sie beschweren sich über mehrere Punkte unserer Nachrichtenmeldung vom 3. April, zu denen ich im Folgenden Stellung nehme:
- Die Meldung habe keine Autorenkennung. Dies ist richtig, weil es sich um eine Nachrichtenmeldung handelt, die bei uns nur mit einem Kürzel und den entsprechenden Quellen versehen wird, um sie von selbst recherchierten Autorenstücken zu unterscheiden und klar zu machen, dass es sich um Agenturmaterial und/oder Zitate aus anderen Medien handelt. Die in der entsprechenden Meldung verwendeten Quellen stehen unter dem Text, es sind die Nachrichtenagenturen AFP, EFE und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel
- Die venezolanische Version der Ereignisse sei "minimiert" worden. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Bereits im einführenden Absatz der Meldung heißt es: Maduro, por su parte, calificó el suceso como "acto de terrorismo y piratería". Auch im weiteren Verlauf des Textes wird die Position der venezolanischen Regierung zitiert.
- Die Meldung der DW spiegele lediglich die Interessen des beteiligten Unternehmens "Columbian Cruise Services" wider. Das entspricht nicht den Tatsachen. Richtig ist, dass in der Meldung Aussagen des betreffenden Unternehmens zitiert werden, jeweils deutlich als Zitat gekennzeichnet. Richtig ist außerdem, dass die Meldung mit Aussagen der venezolanischen Regierung endet, die die Version des Unternehmens in Zweifel ziehen. Una versión que contradice la ofrecida por el gobierno de Nicolás Maduro, que este martes denunció que la embarcación venezolana fue impactada por el Resolute, que además no le ofreció la asistencia que precisaban tras el choque.Maduro calificó lo ocurrido como "un acto de terrorismo y piratería" y aseguró que las autoridades de Curazao, donde se encontraba amarrado este martes, "deben hacer una investigación".
Die Meldung der DW gibt somit den zu diesem Zeitpunkt bekannten Informationsstand aus den vorliegenden Quellen wider.
Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Jumpelt
Leiter Unternehmenskommunikation und Pressesprecher
Deutsche Welle (DW)
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