Neue Forschungen der Denkfabrik Eunomix Business & Economics haben ergeben, dass Südafrika gegenwärtig den gravierendsten sozialen und wirtschaftlichen Niedergang der letzten zwölf Jahre unter allen nicht im Krieg befindlichen Nationen erlebt.
Die Leistung des Landes bei einer Reihe von sozialen, wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen verschlechterte sich mehr als bei jeder anderen Nation, die nicht in einen internationalen oder zivilen Konflikt verwickelt ist, so der Think Tank.
Der Human Development Index (HDI) für Sicherheits-, Governance-, Wohlstands- und Wohlfahrtsindikatoren zeigt, dass Südafrika unter den 178 repräsentierten Nationen von Rang 31 im Jahr 2006 auf den 88. Platz im Jahr 2018 gefallen ist.
Das in Johannesburg ansässige Beraterunternehmen erklärte, dass sich der Niedergang wahrscheinlich fortsetzen wird, da Südafrika mit den Folgen der neun Jahre anhaltenden Zunahme von Korruption und politischer Lähmung unter dem ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma zu kämpfen hat.
Die Instabilität der Wirtschaft könnte auch die Amtszeit seines Nachfolgers Cyril Ramaphosa einschränken, dem am 8. Mai die erste nationale Wahl bevorsteht, so Eunomix. Der Chef der Denkfabrik Claude Baissac sagte gegenüber Bloomberg:
Es besteht die größte Wahrscheinlichkeit, dass er zu einem Präsidenten mit nur einer Amtszeit wird. […] Er beginnt mit einer sehr schwachen Wirtschaft, der schwächsten, die es je seit Mandela gegeben hat. Er beginnt auch aus politischer Sicht mit einer ziemlich schwachen Hand.
Laut Eunomix hatten nur Konfliktländer wie Mali, die Ukraine und Venezuela in den letzten zehn Jahren größere Probleme als Südafrika.
Der Think Tank vertritt die Meinung, dass der Hauptgrund für den massiven Niedergang der Nation die unhaltbare Struktur der südafrikanischen Wirtschaft ist, die weitgehend von einer Elite gehalten wird, die wenig politischen Einfluss hat. Dazu schreibt das Beraterunternehmen:
Die Wirtschaftspolitik dient eng gesteckten Interessen und generiert so ein unzureichendes und ungerecht verteiltes Wachstum. Populismus statt Entwicklungspolitik ist die Versuchung einer Wirtschaft, in der ein Tauziehen zwischen gegenseitig misstrauisch eingestellten Gruppen stattfindet.
Eunomix sagte auch, dass Ramaphosa während seiner ersten 14 Monate an der Macht zwar versprochen habe, gegen die Korruption durchzugreifen, der politischen Unsicherheit ein Ende zu bereiten und defizitäre staatliche Unternehmen zu reformieren, seine politische Schwäche werde jedoch den Fortschritt letztendlich behindern. Die Denkfabrik resümierte:
Die Leistung des südafrikanischen Staates erreichte 2007 ihren Höhepunkt, in diesem Jahr zeigten sich Wirtschaft und Regierungsführung von ihrer besten Seite. Seitdem hat der Staat einen kontinuierlichen Rückgang aller Kernindikatoren seiner Leistungen zu verzeichnen. […] Das entwicklungspolitische Projekt ist gescheitert. Südafrika ist jetzt ein fragiler Staat, der sich voraussichtlich weiter abschwächen wird.