Am Sonntag trafen sich Staats- und Regierungschefs aus ganz Afrika in Algerien, um eine Anfang des Jahres von der Afrikanischen Union (AU) verabschiedete Resolution voranzubringen. Der Staatenbund hat das Jahr 2025 zum Jahr der Wiedergutmachung erklärt.
In seiner Eröffnungsrede erinnerte der algerische Außenminister Ahmed Attaf an die Erfahrungen seines Landes unter französischer Herrschaft. Er forderte, Kolonialismus als internationales Verbrechen zu behandeln und die Forderungen Afrikas nach Wiedergutmachung zu verstärken.
Frankreich habe versucht, "Algerien zu einem anderen Land zu machen", indem es seine Bevölkerung, Identität, Institutionen, Kultur, Religion und sogar seine Sprache ersetzte. Attaf erklärte: "Dieses Kolonialprojekt war das längste in der modernen Geschichte: 132 Jahre algerischer Widerstand und 132 Jahre französischer Verbrechen aller Art."
Afrika habe "das Recht, die offizielle und ausdrückliche Anerkennung der Verbrechen zu fordern, die während der Kolonialzeit an seinen Völkern begangen wurden", und für die die Länder des Kontinents weiterhin "einen hohen Preis in Form von Ausgrenzung, Marginalisierung und Unterentwicklung zahlen".
Seit Jahrzehnten drängen afrikanische und karibische Regierungen und Aktivisten auf Entschädigungen und andere Formen der Wiedergutmachung für Sklaverei und Kolonialherrschaft. Attaf zählte mehrere Gräueltaten aus der Kolonialzeit in ganz Afrika auf.
So habe die belgische Herrschaft im Kongo Millionen Menschen durch Zwangsarbeit und strafende Amputationen getötet oder verstümmelt. Er erinnerte an die Ausrottung der Herero und Nama in Namibia durch Deutschland, die oft als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird. Dann verwies er auf französische Militäroperationen in Kamerun, bei denen Dörfer niedergebrannt und Tausende Menschen während antikolonialer Aufstände getötet wurden.
Außerdem nannte er die Feldzüge Portugals in Angola und Mosambik. Während der Kriege von 1961 bis 1974 kam es dort zu Massenmorden, Deportationen und einer Politik der verbrannten Erde. Algerien selbst erlangte 1962 nach einem blutigen Krieg und Jahren der Unterdrückung die Unabhängigkeit von Frankreich. Zuvor waren bei einem Polizeieinsatz vom 17. Oktober 1961 in Paris Dutzende friedliche algerische Demonstranten ums Leben gekommen.
Einige ehemalige Kolonialmächte haben in begrenztem Umfang Schritte zur Anerkennung unternommen. Deutschland hat den Völkermord in Namibia anerkannt, Belgien hat sich für Gräueltaten im Kongo entschuldigt und Frankreich hat die Verantwortung für bestimmte Massaker in Algerien übernommen.
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