Von Waleria Werbinina
Frankreichs Machthaber scheinen ein neues Spiel in Afrika beginnen zu wollen. Die Vertreibung französischer Militärkontingente aus Mali, Niger und Burkina-Faso hat die ehemaligen Kolonialherren gezwungen, auf eine andere Ebene überzugehen. Nun versuchen sie, die Lage zu destabilisieren, indem sie lokale separatistische und terroristische Gruppierungen dazu instrumentalisieren.
Das Ziel besteht darin, jeglichen Einfluss und Präsenz Russlands in der Sahelzone – bestenfalls sogar in ganz Afrika – zunichtezumachen, den eigenen Einfluss wiederherzustellen und die alten korrupten lokalen Machthaber, mit denen sich so bequem Geschäfte machen ließen, wieder einzusetzen. Dabei sollte Frankreich nicht unterschätzt werden: Der Hinterhalt auf Angehörige der Gruppe Wagner in Mali, bei dem Dutzende erfahrener Kämpfer ums Leben gekommen waren, hat gezeigt, wie hoch der Preis eines jeden Fehlers sein kann.
Wie die französische Zeitung Le Monde berichtet, haben sich Ende August im Städtchen Tin Zaouatine an der Grenze zwischen Algerien und Mali die "nördlichen Rebellen" versammelt, um einen "Pakt über gegenseitigen Beistand" zu schließen. Die Rede ist von Gruppierungen aus Niger und Mali.
Offiziell handelt es sich um die malische Bewegung "Strategischer Rahmen für die Verteidigung des Volkes von Azawad" (CSP-PDA), die an sich schon nicht einheitlich ist und aus mehreren Gruppen besteht, sowie um die "Patriotische Befreiungsfront" (FPL) aus Niger. Als Azawad werden dabei Gebiete im Norden Malis bezeichnet, die die lokalen Tuareg als einen separaten Staat für sich beanspruchen.
Während die Mitglieder von CSP-PDA seit Langem gegen sämtliche Regierungen Malis gekämpft haben, wurde die FPL am Folgetag des Staatsstreichs in Niger im Jahr 2023 gegründet. Bekannterweise wurde bei diesem Staatsstreich der prowestliche Präsident Bazoum abgesetzt. Mitglieder der "Patriotischen Befreiungsfront" kämpfen für eine Rückkehr Bazoums an die Macht – ein Ziel, das Frankreich und den Westen durchaus zufriedenstellt.
Es ist bezeichnend, dass als Treffpunkt der sogenannten "Friedenskämpfer" ausgerechnet Tin Zaouatine ausgewählt wurde. Wie Le Monde selbst berichtet, wurden gerade an diesem Ort im Juli russische Kämpfer der Gruppe Wagner sowie 47 malische Soldaten bei einem Hinterhalt getötet.
Selbstverständlich wurde Tin Zaouatine nicht zufällig ausgewählt. Es ist eine unverhohlene Kampfansage, und zwar nicht so sehr an die Regierungen von Mali und Niger, sondern an Russland.
Der Versuch, separatistische und terroristische Bewegungen zu vereinen, zeigt, dass der Westen klar auf eine lange Konfrontation setzt. Kämpfen werden hauptsächlich die Einheimischen, zumal ein Menschenleben kaum anderswo so billig ist wie in Afrika, doch selbstverständlich wird sie der Westen mit Waffen, Aufklärungsdaten, Ausbildern und einer gewissen Anzahl von Söldnern unterstützen.
Allein die Tatsache, dass gerade Le Monde von diesem Ereignis berichtet, noch dazu in einem solch mitfühlenden Ton, zeigt das Interesse der Pariser Regierung daran. Deren Instrument bei solchen Angelegenheiten in Afrika sind vor allem die Geheimdienste. Das bedeutet, dass hinter dem Treffen der Terrororganisationen mit hoher Wahrscheinlichkeit französische Geheimdienste stecken.
Nicht zufällig erscheinen auch die blumigen Namen der bewaffneten Gruppierungen, die für den westlichen Bürger durchweg wohlklingend sein sollen: "Bewegung für Frieden", "Patriotische Front" und so weiter. Immerhin werden westliche Medien von deren "Heldentaten" ausschließlich in einem heroischen Licht berichten müssen. Dabei ist es schwierig, Menschen als Helden darzustellen, die etwa in ein malisches Dorf eingerückt sind und einen Teil der Bewohner erschossen haben.
Im Grunde genommen ist es nicht so lange her, dass diese Personen von französischen Medien selbst unumwunden Terroristen genannt wurden. Inzwischen wurde das Wort "Terrorist" durch die neutralere Bezeichnung "Rebell" ersetzt. Nicht fern ist der Tag, an dem sich die Bezeichnung endgültig zu etwas wie "heldenhafte Freiheitskämpfer" wandeln wird.
Während lokale afrikanische Medien diese "Kämpfer" direkt als Separatisten und Terroristen bezeichnen, haben französische Medien eine ganze Mythologie erdichtet, um dies zu vertuschen. Weil die Militärjuntas von Burkina-Faso, Mali und Niger Ende 2023 die Allianz der Sahelstaaten gebildet hatten, hätten die gegen sie kämpfenden Rebellen angeblich die Notwendigkeit verspürt, "einen Beistandspakt für den Fall einer Aggression der Allianzstaaten zu unterzeichnen".
Im Rahmen ihres Abkommens verpflichteten sich die Allianzmitglieder, Jihadismus und sonstige Bedrohungen von außen zu bekämpfen. Doch ihre größte Schuld besteht natürlich darin, dass sie "französische Soldaten und Gesandte vertrieben, sich neuen Partnern, darunter Russland, zuwandten und die von der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) beschützte Ordnung in Frage stellten", gesteht Le Monde.
Die vereinigten Streitkräfte der drei Länder zählen zusammen etwa 100.000 Mann, doch stellt sich, wie man im Westen kaltblütig anmerkt, die Frage, "inwiefern die zu den weltweit Ärmsten gehörenden Staaten die Kosten eines Krieges überstehen können". Wie der malische Politiker Babarou Bocoum sagt, könne man sich im Sahel "nicht den Luxus eines langen Krieges leisten". Nicht zu vergessen sind außerdem die Sanktionen, mit denen die vom Westen geleitete ECOWAS die drei ohnehin ganz und gar nicht wohlhabenden Staaten von ganzem Herzen belegte.
Das westliche Konzept der Sanktionen setzt voraus, dass diese nach dem Prinzip "Steter Tropfen höhlt den Stein" wirken und früher oder später die vom Westen gewünschte Wirkung zeigen. Und wenn Experten sagen, dass ein Krieg für arme Staaten zu einer erdrückenden Last wird, müsse eben der Krieg unterstützt werden. Nothing personal, just business.
Im Grunde macht Frankreich keinen Hehl mehr daraus, dass es eine eigene militärische Strategie in Bezug auf Afrika verfolgt und dass diese Strategie nach der Vertreibung der französischen Truppen aus Niger korrigiert werden musste. Am 1. August wurde der General Pascal Ianni neues Oberhaupt des Afrika-Kommandos. Ausgerechnet als sich die Anzahl französischer Soldaten auf dem Kontinent auf 2.300 Mann plus 1.500 Mann am Stützpunkt in Dschibuti verringert hatte, musste ein gesondertes Afrika-Kommando eingerichtet und mit dessen Leitung ein Mann betraut werden, der nach vorsichtiger Formulierung französischer Journalisten "ein Spezialist für Einflussnahme und Informationskampf" ist.
Doch Soldaten und Militärbasen sind nur die Spitze des Eisbergs. Zu lange hat Frankreich einen beträchtlichen Teil Afrikas beherrscht, als dass es einfach aufstehen und weggehen könnte – selbst nachdem das französische Kolonialreich endete.
Zahlreiche Diplomaten, Geheimdienstler und Wirtschaftsexperten arbeiteten daran, dass ehemalige Kolonien von französischen Agenten durchsetzt werden, dass diese Kolonien keine finanzielle Unabhängigkeit erlangen, dass sie mit allen möglichen Verpflichtungen gebunden wären und dass die natürlichen Reichtümer für die "richtigen" Konzerne und Menschen reserviert werden. Mit Rohstoffvorkommen in diesen Ländern waren langjährige Pläne verbunden, sie hätten noch lange Profit bringen sollen.
Die Reihe von Staatsstreichen in den Sahelstaaten durchkreuzte diese Pläne. Das ehemalige Mutterland wurde erniedrigt und samt seinen Soldaten und Gesandten vertrieben. Doch es sehnt sich nach Revanche und wird dafür vor nichts zurückschrecken. In der Öffentlichkeit werden dabei selbstverständlich die gewohnten Reden über Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geschwungen werden, die Monsieur Macron so gern vorträgt.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 11. September bei Wsgljad.
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