Affenpocken: Afrikanische Gesundheitsbehörde erklärt Notlage

Da in der Demokratischen Republik Kongo vermehrt Fälle einer neuen Variante der Affenpocken registriert werden, hat die oberste Gesundheitsbehörde Afrikas eine "kontinentale gesundheitliche Notlage" erklärt. Auch die WHO hat am Mittwoch eine Krisensitzung einberufen.

Afrikas oberste Gesundheitsbehörde, das Africa CDC (auf Deutsch: "Afrikanisches Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention"), hat aufgrund der Ausbreitung der Affenpocken eine "kontinentale gesundheitliche Notlage" erklärt. Jean Kaseya, Generaldirektor des Africa CDC, kündigte die Maßnahme während einer Online-Pressekonferenz am Dienstag an. Diese Ausrufung geschehe, "um unsere Institutionen, unseren kollektiven Willen und unsere Ressourcen zu mobilisieren, um schnell und entschlossen zu handeln", sagte Kaseya und fügte hinzu, dass es "derzeit keinen Grund für Reisebeschränkungen gebe".

Laut Kaseya benötige der Kontinent mehr als zehn Millionen Impfstoffdosen, es seien jedoch nur 200.000 verfügbar. Das CDC werde daran arbeiten, die Versorgung des Kontinents zu erhöhen, "beginnend mit drei Millionen Dosen im Jahr 2024".

Die EU-Kommission hat unterdessen angekündigt, dass man dem Africa CDC 175.420 Impfdosen gegen die Virusinfektion spenden wolle, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Über das Afrika CDC sollen die Impfstoffe an die betroffenen Länder verteilt werden, verlautbarte die Brüsseler Behörde.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigte sich unterdessen wegen einer neuen Untervariante der Affenpocken in Afrika alarmiert und berief einen Notfallausschuss ein. Die darin vertretenen Experten beraten seit Mittwoch darüber, ob es sich um eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" (PHEIC - Public Health Emergency of International Concern) handelt. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus gab bekannt, dass die Organisation einen regionalen Reaktionsplan aufgestellt hat, für den zunächst 15 Millionen US-Dollar zur Bekämpfung der Verbreitung von Affenpocken in Afrika benötigt werden. Ihm zufolge wurden 1,45 Millionen US-Dollar aus dem WHO-Notfallfonds für Notfälle freigegeben, weitere sollen in den nächsten Tagen folgen.

Grund für den Alarmismus der WHO ist die im September 2023 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckte Variante "Klade Ib". Diese könne womöglich ansteckender und tödlicher sein als die bisherigen Varianten und sich von Mensch zu Mensch ausbreiten.

Affenpocken (mittlerweile auch als "Mpox" bezeichnet) werden hauptsächlich durch Haut- und Schleimhautkontakt mit einer infizierten Person, kontaminierten Materialien oder infizierten Tieren übertragen. Das Virus wurde erstmals in den späten 1950er Jahren bei Makaken-Affen entdeckt. Der erste Fall beim Menschen wurde nach Angaben der WHO 1970 in der Demokratischen Republik Kongo (damals Zaire) gemeldet. Das Virus zirkuliert in dem zentralafrikanischen Land seit Jahrzehnten, die Kranken hatten sich zumeist bei infizierten Tieren angesteckt.

Die aktuelle Virusvariante "Klade Ib" führt zu Hautausschlag am ganzen Körper, während die bisherigen Varianten nur einzelne Körperstellen wie den Mund, das Gesicht oder die Genitalien betrafen. Zu den typischen Symptomen gehören neben Pusteln auch geschwollene Lymphknoten, hohes Fieber sowie Kopf-, Muskel- und Körperschmerzen.

Die Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union zählte in der Demokratischen Republik Kongo Anfang August 14.479 bestätigte und Verdachtsfälle sowie 455 Todesfälle im Zusammenhang mit Affenpocken. Somit ergebe sich eine potenzielle Sterblichkeit von drei Prozent. Nach Angaben von Wissenschaftlern der Demokratischen Republik Kongo könne die Sterblichkeit dieser Variante bei Kindern zehn Prozent erreichen. Der Gesundheitsbehörde zufolge waren auch in zuvor nicht betroffenen Ländern wie Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda Fälle registriert worden.

Die WHO hatte Mpox bereits von Mai 2022 bis Juli 2023 zur "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite" erklärt, als sich eine mildere Variante des Virus in mehr als hundert Ländern ausbreitete. Betroffen waren hauptsächlich Männer, die Sex mit Männern haben.

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