"Politico": Afrika will sich nicht mehr von Washington belehren lassen

Einem Bericht des Magazins "Politico" zufolge, verlieren die USA in Afrika zunehmend an Einfluss. Als Ursache nennt das Magazin, unter Verweis auf anonyme US-Offizielle, die anhaltende Bevormundung aus Washington.

Laut einem Bericht des Magazins Politico verliert die US-Regierung zunehmend Einfluss in den afrikanischen Ländern. Das aktuellste Beispiel ist der Niger.

Im vergangenen Jahr hatte dort die Armee durch einen Staatsstreich die Macht ergriffen. Die neuen Machthaber schlossen sich anschließend den Nachbarländern Mali und Burkina Faso an, und beendeten militärische Abkommen mit einstigen westlichen Verbündeten wie Washington und Paris.

Zudem verließen sie die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) und suchten engere Beziehungen zu Russland.

Die USA müssen nun mehr als 1.000 Soldaten aus dem Niger abziehen und könnten den Zugang zu einer wichtigen Drohnenbasis verlieren, wie eine anonyme Quelle aus Washington gegenüber Politico erklärte.

Washington hatte letzte Woche bestätigt, dass es einen "geordneten und verantwortungsvollen Rückzug" aus Niger anstrebt. Die Übergangsregierung des westafrikanischen Landes, die zuvor die französischen Truppen auf ähnliche Weise vertrieben hatte, hat sich für eine Sicherheitskooperation mit Russland entschieden.

Auch der benachbarte Tschad hat Berichten zufolge die US-Amerikaner zum Abzug aufgefordert. Es deutet sich immer stärker eine breitere regionale Abkehr von den westlichen Mächten in Afrika an.

Namentlich nicht genannte US-Offizielle erklärten gegenüber Politico, die Entwicklungen seien darauf zurückzuführen, dass die USA im Umgang mit afrikanischen Staaten ideologische Ziele verfolgen.

Washington versuche, Hilfe von demokratischen Reformen und anderen politischen Forderungen abhängig zu machen, was einige afrikanische Führer mit dem Argument zurückgewiesen haben sollen, dass Washington "ähnliche Probleme mit Verbündeten in anderen Teilen der Welt ignoriere", so Politico.

"Die meisten dieser Regierungen wollen sich wirklich nicht vorschreiben lassen, was sie zu tun haben", zitiert das Magazin eine der anonymen Quellen. Und weiter:

"Es gibt eine lange Geschichte, in der der Westen den afrikanischen Ländern vorschreibt, wie sie zu regieren haben, und jetzt sagen sie endlich 'genug'."

Hinter verschlossenen Türen sollen US-Beamte mittlerweile zunehmend dazu aufrufen, "demokratische Herausforderungen" zu übersehen, um den Zugang zu den natürlichen Ressourcen der afrikanischen Länder zu erhalten und China und Russland in Schach zu halten, schreibt Politico weiter.

Eine der anonymen Quellen gegenüber dem Magazin:

"Die Befürchtung ist: 'Okay, wir ziehen uns zurück, und Russland kommt rein' (...) Sind wir wirklich ein guter Partner, wenn wir gehen, wenn sie am verwundbarsten sind?"

Es ist kein Geheimnis, dass unter anderem Moskau und Peking die von Washington geförderte sogenannte "regelbasierte Ordnung" kritisieren und sie als Deckmantel für eine neokolonialistische Politik brandmarken.

Die Kritiker werfen Washington vor, eine moralische Rhetorik zu nutzen, um die Entwicklung anderer Nationen zu untergraben und ein globales Wirtschaftssystem durchzusetzen, das letzten Endes ihnen selbst und ihren Verbündeten zugutekommt.

Politico zufolge besteht ein Teil der fehlgeschlagenen US-Strategie in Afrika auch darin, die russische Präsenz als "parasitär" darzustellen. Dies habe die betroffenen afrikanischen Länder jedoch nicht dazu veranlasst, ihre Entscheidungen für eine Partnerschaft mit Moskau zu revidieren.

In dem Artikel des Magazins heißt es weiter, dass es noch unklar sei, wann oder ob die US-Truppen Niger verlassen werden. Einer anonymen Quelle zufolge könne Washington versuchen, einen Weg für ihren Verbleib auszuhandeln, indem es dem Militär von Niamey Ausbildungsdienste anbietet.

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