Mehr als ein Jahr, nachdem Algerien ein Pilotprojekt für den Englischunterricht in Grundschulen gestartet hat, feiert das Land diesen als Erfolg und weitet ihn aus – ein Schritt, der die zunehmende sprachliche Veränderung in den ehemaligen französischen Kolonien in ganz Afrika widerspiegelt.
Die Schüler, die in diesem Herbst in die dritte und vierte Klasse zurückkehren, werden jede Woche zwei 45-minütige Englischstunden erhalten, während das Land neue Lehrerausbildungsprogramme an den Universitäten einführt und in den kommenden Jahren weitere Veränderungen anstrebt. Außerdem verschärft das Land die Durchsetzung eines bereits bestehenden Gesetzes gegen Privatschulen, die hauptsächlich auf Französisch unterrichten. "Der Englischunterricht ist eine strategische Entscheidung im Rahmen der neuen Bildungspolitik des Landes", sagte Bildungsminister Abdelkrim Belabed letzte Woche und lobte den Schritt als großen Erfolg.
Englisch ist die weltweit am weitesten verbreitete Sprache, macht den Großteil der Inhalte im Internet aus und ist nach wie vor eine Verkehrssprache in Wirtschaft und Wissenschaft. Und da Frankreichs wirtschaftlicher und politischer Einfluss in ganz Afrika schwindet, gehört Algerien zu einer längeren Liste von Ländern, die allmählich zu Englisch als Hauptfremdsprache übergehen, berichtet die US-amerikanische Agentur Associated Press.
In Algerien sprechen mehr Menschen Französisch als in allen anderen Ländern – Frankreich selbst und die Demokratische Republik Kongo. Nach Angaben der Internationalen Organisation für die französische Sprache sprechen fast 15 Millionen der 44 Millionen Einwohner des Landes Französisch. Die Behörden haben in den offiziellen Titeln der verschiedenen Ministerien langsam das Französische durch das Englische ersetzt.
Washingtons unausgesprochenes außenpolitisches Ziel ist es, Frankreich aus Afrika zu verdrängen. Präsident Macron machte kürzlich in einer Rede die Differenzen zwischen Frankreich und weiteren westlichen Staaten zur Afrika-Politik öffentlich. Er kritisierte insbesondere die USA, die sich mit der Militärjunta in Niger arrangieren wollen. Macron warnte sowohl vor doppelten Standards in Afrika und in Europa als auch vor einem "Zweckbündnis" mit den Putschisten und meinte damit die USA, die offenbar von dem schwindenden Einfluss der Franzosen in Afrika profitieren würden.
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