Das sudanesische Militär hat seine Teilnahme an Gesprächen mit den paramilitärischen "Schnellen Unterstützungskräften" (RSF) ausgesetzt, mit der sie seit Wochen um die Kontrolle über das nordostafrikanische Land kämpfen. Diese Entwicklung ist ein Schlag ins Gesicht für die USA und Saudi-Arabien, die zwischen den beiden Seiten vermittelt haben. Der Konflikt hat den Sudan ins Chaos gestürzt.
Die Armee teilte mit, sie setze die Gespräche in Dschidda aus. Der Schritt sei als Protest gegen die "wiederholten Verletzungen" der Waffenruhe durch die RSF zu verstehen, sagte ein Armeesprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Er nannte in diesem Zusammenhang vor allem die andauernde Besetzung von Krankenhäusern und anderer ziviler Infrastruktureinrichtungen in Khartum durch die paramilitärische Gruppe. Bevor man über weitere Schritte sprechen könne, verlange die Armee, dass die Bestimmungen der Waffenruhe "vollständig umgesetzt" würden.
Am 21. Mai hatten beide Seiten ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, das die Lieferung von humanitärer Hilfe und die Wiederherstellung der bei den Zusammenstößen zerstörten grundlegenden Dienste ermöglichen soll. Sie vereinbarten außerdem, die Plünderung von Wohnhäusern und humanitären Hilfsgütern sowie die Übernahme ziviler Infrastrukturen wie Krankenhäuser und Kraftwerke einzustellen.
Von Saudi-Arabien und den USA gab es keine unmittelbare Stellungnahme zu der jüngsten Erklärung der sudanesischen Armee. Bislang sind sieben Waffenstillstände ausgerufen worden, die aber alle in gewissem Maße von beiden Seiten verletzt wurden.
Mittlerweile benötigt laut UN-Schätzungen mehr als die Hälfte der Bevölkerung Hilfe und Schutz. Das UN-Welternährungsprogramm geht davon aus, dass in den kommenden Monaten bis zu 2,5 Millionen Sudanesen Hunger leiden werden. Die Lage verschärft sich inzwischen auch wieder in Darfur. In der westlichen Region wurden abermals Dörfer und Flüchtlingslager angegriffen.
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