Der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba fordert die afrikanischen Länder auf, ihre neutrale Haltung gegenüber dem Ukraine-Krieg aufzugeben. Viele afrikanische Länder haben sich geweigert, in dem europäischen Konflikt Partei zu ergreifen, und mehrere haben sich in der Generalversammlung der Vereinten Nationen der Stimme enthalten, um die russische Militäroperation zu verurteilen. Im März 2022 verweigerten 18 afrikanische Staaten in der UN-Vollversammlung einer Resolution die Zustimmung, die Russlands Militäroperation gegen die Ukraine verurteilte. Äthiopien ist eines von ihnen.
In einer Rede in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba sagte Kuleba am Mittwoch, die Ukraine sei "sehr verärgert darüber, dass sich einige afrikanische Länder für eine Enthaltung entschieden haben" und rief diese auf, die Ukraine "angesichts der russischen Aggression" diplomatisch zu unterstützen. "Neutralität ist nicht die Antwort", sagte er vor Journalisten.
Kuleba befindet sich derzeit auf einer Afrikareise, die auch Besuche in Marokko und Ruanda umfasst. In Äthiopien führte er Gespräche mit dem äthiopischen Premierminister Abiy Ahmed und dem Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat.
In den vergangenen Tagen kam es zum offenen Eklat zwischen Südafrika und den USA, nachdem der US-Botschafter Reuben Brigety Pretoria vorgeworfen hatte, Waffen und Munition für Russland bereitgestellt zu haben. Afrikanische Länder sehen sich meistens als Opfer der kolonialen Vergangenheit des Westens. Das tiefe Misstrauen gegenüber dem Westen hat sich in letzter Zeit verstärkt, seitdem die USA versuchen, afrikanische Länder in ihren Wettbewerb gegen China und Russland hineinzuziehen.
Mehr zum Thema - Scholz wieder in Afrika: Westen will Afrika für seinen System-Wettbewerb gegen China gewinnen