In die Debatte um Rückgabe der Benin-Bronzen von Deutschland an Nigeria hat sich nun erstmals ein Mitglied der Königsfamilie von Benin geäußert. In einem E-Mail-Interview mit der Berliner Zeitung kritisierte Prinz Okpame-Edward Oronsaye den Auftritt der deutschen Außenministerin in seinem Land und ihre Absichten.
"Sie hat es übertrieben. Das ist das Problem mit Ihrer Außenministerin. Sie weiß nicht, wie man sich diplomatisch ausdrückt. Und anscheinend hat sie keine guten Berater. Die Deutschen haben uns nichts gestohlen. Das waren die Briten."
Bei den Benin-Bronzen handelt es sich um über 5.000 größtenteils aus Messing gefertigte Reliefs und Skulpturen, die zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert im Königreich Benin auf dem Gebiet des heutigen Staates Nigeria gefertigt wurden.
Bereits Baerbocks zweiter Flop
Im Dezember 2022 war Außenministerin Annalena Baerbock nach Nigeria gereist, um die Benin-Bronzen, die sich in deutschem Besitz befunden hatten, an den nigerianischen Staat zurückzugeben. Britische Kolonisatoren hatten die Bronzen Ende des 19. Jahrhunderts gestohlen und an deutsche Museen verkauft. Baerbock hatte im Zusammenhang mit der Rückgabe von der Aufarbeitung "unserer dunklen Kolonialgeschichte" gesprochen, obwohl Nigeria nie eine deutsche Kolonie war.
Von deutscher Seite war eigentlich vorgesehen gewesen, dass die zurückgegebenen Benin-Bronzen im Edo Museum for African Art ausgestellt würden, das von Deutschland mit vier Millionen Euro finanziert wurde. Anfang der Woche war allerdings bekannt geworden, dass der scheidende nigerianische Staatspräsident, Mohammadu Buhari, bereits im März das Eigentumsrecht an den Bronzen an Oba Ewuare II., das aktuelle Oberhaupt der Königsfamilie von Benin, übertragen hatte.
Mehr zum Thema – Folgen für Rückgabepolitik? Nigerias Präsident schenkt Benin-Bronzen einem König