Weltorganisation für Meteorologie: Klimawandel zwingt 2,5 Millionen Menschen in Afrika zur Flucht

In ihrem jüngsten Bericht geht die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) von 2,5 Millionen Klimaflüchtlingen in Afrika aus. Experten fordern mehr Investitionen in Frühwarnsysteme, um Auswirkungen von Überschwemmungen und Dürren auf die Bevölkerung abzuschwächen.

Fehlende Frühwarnsysteme und meteorologische Daten setzen viele Menschen auf dem afrikanischen Kontinent ungeschützt den Folgen des Klimawandels aus. Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in ihrem Klimabericht für Afrika errechnet hat, seien im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Menschen gezwungen gewesen, ihre Heimat zu verlassen. Petteri Taalas, Generalsekretär der WMO, erklärte in einer Videobotschaft bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag in Mosambik:

"Afrika braucht verlässliche wissenschaftliche Erkenntnisse, um wirksame Anpassungsstrategien einzuleiten."

Im Süden Afrikas beobachte man ebenso wie im Norden Dürren und Hitzewellen, während Madagaskar unlängst von einem schweren Zyklon getroffen worden sei, erklärte der finnische Meteorologe.

Der Afrika-Klimabericht der WMO ist erst der dritte seiner Art, dabei sind die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika bereits seit Jahrzehnten spürbar. So verknappt das wärmere Klima die Frischwasserquellen des Kontinents. Seit den 1960er-Jahren hat etwa der Tschadsee 90 Prozent seiner Fläche verloren. Dabei hat sich das Klima in Afrika laut dem Bericht in den vergangenen 30 Jahren nur marginal um 0,3 Grad erwärmt. Diese nur scheinbar geringe Veränderung hat demnach massive Auswirkungen auf den gesamten Kontinent: Der Meeresspiegel steigt an den afrikanischen Küsten schneller als im globalen Mittel, besonders betroffen sind dabei vor allem die Küstenregionen am Roten Meer sowie in Mosambik und im Osten Südafrikas. Auch die wenigen Gletscher Afrikas wie zum Beispiel auf dem Kilimandscharo schmelzen im weltweiten Vergleich schneller ab. Das Jahr 2021 dürfte nach Berechnungen der WMO das dritt- oder viertwärmste Jahr in Afrika seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen sein.

Schon jetzt spürbar sind die Folgen des Klimawandels vor allem an den Extremen im Wasserhaushalt: Einerseits leiden die Menschen am Horn von Afrika in Äthiopien, Somalia, in Teilen Kenias sowie im Süden Madagaskars unter mehrjährigen schweren Dürreperioden. Im Südsudan, Nigeria, dem Kongo und Burundi gibt es hingegen massive Überflutungen.

Wie es im Bericht weiter heißt, sind die steigenden Temperaturen außerdem für eine massive Verknappung der Nahrungsmittel mitverantwortlich. Seit 1961 ist die Produktivität der Landwirtschaft in Afrika um gut ein Drittel zurückgegangen. Selbst wenn es gelingen würde, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten sich Regionen in Nord- und Südafrika auf Ernteeinbußen von bis zu 60 Prozent einstellen. Westafrika würde etwa ein Zehntel seiner Maisernte verlieren. Schon jetzt sind 58 Millionen Menschen in Afrika von massiver Lebensmittelknappheit betroffen.

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(rt/dpa)