Bei Zusammenstößen zwischen den beiden Milizen, die jeweils von den zwei rivalisierenden Premierministern in Libyen unterstützt werden, sind nach Angaben des libyschen Gesundheitsministeriums mindestens 23 Menschen getötet worden, Dutzende weitere wurden verletzt. Mit diesen jüngsten Gefechten in Libyens Hauptstadt Tripolis ist der Konflikt zwischen den beiden Parallelregierungen in die schwersten Kämpfe seit zwei Jahren umgeschlagen.
Die beiden rivalisierenden Premierminister in Libyen kämpfen seit Monaten um die Macht. Fathi Baschagha, ein ehemaliger Innenminister, wurde im Februar vom Parlament in Tobruk im Osten des Landes zum Premierminister ernannt. Aber sein Rivale Abdul Hamid Dbeiba, der Premierminister der Interimsregierung mit Sitz im westlich gelegenen Tripolis, hat sich seither geweigert zurückzutreten. Und Dbeiba hat zudem darauf bestanden, dass er die Macht nur an eine gewählte Regierung übergeben werde.
Das Gesundheitsministerium teilte am Samstag mit, dass 140 Menschen verletzt worden seien, 64 Familien mussten aus den umkämpften Gebieten evakuiert werden. Krankenhäuser und medizinische Zentren in der Hauptstadt wurden beschossen, wobei die Ambulanzteams wegen der Feindseligkeiten teilweise daran gehindert waren, Zivilisten zu evakuieren. Das berichtete der Nachrichtenkanal Al Jazeera.
Ein Militärkonvoi mit Anhängern des im Osten des Landes ansässigen Baschagha hatte am Samstag Kurs auf Tripolis genommen. Reuters berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, dass die mit Bashagha verbündeten Kräfte versuchten, aus verschiedenen Richtungen in die Hauptstadt vorzudringen. Der Haupt-Militärkonvoi drehte vor dem Erreichen der Hauptstadt allerdings in Richtung der Küstenstadt Misrata ab.
Nachdem die gewaltsamen Auseinandersetzungen nachgelassen hatten, zeigte sich Premierminister Dbeiba in einem online veröffentlichten Video auf Twitter bei einem Besuch von Kämpfern in der Hauptstadt.
Die Anhänger Baschaghas hatten im Mai angekündigt, dass sie eine Regierung in der Hafenstadt Sirte bilden wollten. Zuvor war Fathi Baschagha von Milizionären des rivalisierenden Lagers um Dbeiba vor Tripolis zurückgedrängt worden, sodass sein Einzug in der Hauptstadt scheiterte. In der vergangenen Woche rief er dann "libysche Ehrenmänner" dazu auf, ihre Unterstützung für die "illegitime" Regierung Dbeibas einzustellen.
Der jüngste Gewaltausbruch nährt Befürchtungen, dass das ölreiche Libyen nach einer Zeit relativer Ruhe wieder in einen Bürgerkrieg abgleiten könnte. Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Libyen, Richard Norland, sagte in einer Erklärung, dass Washington die neuen Eskalationen verurteile und auf einen "sofortigen Waffenstillstand und von der UNO vermittelte Gespräche zwischen den Konfliktparteien" dränge.
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