Die Demokratische Republik Kongo hat angekündigt, dass sie in der kommenden Woche Lizenzen zur Förderung von Öl und Gas in einem Gebiet stark gefährdeter Gorillas versteigern wird. Dies gab der Minister für Kohlenwasserstoffe Didier Budimbu bekannt und präzisierte ferner, dass das Land eine Versteigerung von Ölexplorationsblöcken um zwei Gebiete erweitere, die sich mit dem Nationalpark Virunga überschneiden, einem UNESCO-Weltnaturerbe, in dem die letzten verbliebenen Berggorillas der Erde leben.
In den tropischen Torfgebieten der Cuvette Centrale im Nordwesten des Landes ist das Äquivalent der weltweiten Emissionen von drei Jahren Gebrauchs fossiler Brennstoffe gespeichert. Der geplante Verkauf umfasst bereits Genehmigungen bezüglich dieser Gebiete. Das Kongobecken, dessen Bestandteil der Cuvette Centrale ist, ist der einzige große Regenwald, der mehr Kohlenstoff bindet als ausstößt.
Aus diesem Grund wird es von Experten als der ungünstigste Ort der Welt für die Suche nach fossilen Brennstoffen bezeichnet. Simon Lewis, Professor für Global Change Science am University College London und Experte für die Torfgebiete der Demokratischen Republik Kongo, sagte:
"Die Öffnung dieser Wälder für die Ölerschließung wird zu Jagd, Abholzung, Ölverschmutzung, Kohlenstoffemissionen und sozialen Konflikten führen. Die Ölauktion ist eine Auktion, die eine Katastrophe für die Tierwelt, die Gesundheit, das Klima und die Menschenrechte einleitet."
Umweltgruppen fordern von den führenden Unternehmen für fossile Brennstoffe, auf eine Teilnahme an der Auktion zu verzichten. Präsident Felix Tshisekedi, der am ersten Tag von Cop26 im vergangenen Jahr mit Boris Johnson ein 500 Millionen Dollar schweres Abkommen zum Schutz des Waldes unterzeichnet hatte, solle den Verkauf absagen. Der Regenwald des Kongobeckens erstreckt sich über sechs Länder und beeinflusst die Niederschläge bis nach Ägypten.
Irene Wabiwa, internationale Projektleiterin für die Kongo-Wald-Kampagne bei Greenpeace Afrika, erklärte, die Versteigerung mache die Bemühungen der Demokratischen Republik Kongo, sich an der Beteiligung zur Lösung der Klimakrise zu positionieren, zum Gespött:
"Der neokoloniale und ständig wachsende Kampf um Öl und Gas in der Demokratischen Republik Kongo, der nun den Virunga-Nationalpark sowie Wasserquellen, Torfgebiete und Schutzgebiete bedroht, ist ein unheimliches Beispiel für die Besessenheit, die Natur zu monetarisieren."
Zwar brachte Minister Budimbu sein Verständnis für Umweltbedenken zum Ausdruck, verteidigte aber das Recht seines Landes, seine natürlichen Ressourcen zu nutzen. Er unterstrich, dass die Einnahmen aus den Öl- und Gasprojekten für den Schutz des Waldes im Kongobecken und für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes nötig seien:
"Wir haben eine primäre Verantwortung gegenüber den kongolesischen Steuerzahlern, die größtenteils in extremer Unsicherheit und Armut leben und sich ein sozioökonomisches Wohlergehen wünschen, das ihnen die Erdölförderung bieten könnte."
Die für den 28. und 29. Juli geplante Versteigerung weckte ebenfalls Bedenken hinsichtlich der Gültigkeit einer von Boris Johnson im Namen der Zentralafrikanischen Waldinitiative unterzeichneten Erklärung für ein 10-Jahres-Abkommen, das Ziele zum Schutz hochwertiger Wälder und Torfgebiete mit 12 Ländern beinhaltet. Lord Goldsmith, der britische Minister für internationale Umweltfragen, erklärte, die britische Regierung sei über die Pläne zur Ölförderung in der Cuvette Centrale "sehr besorgt".
Mehr zum Thema - Alte Muster in Afrika: Europäer "kümmern" sich jetzt um die dortige Natur