Sergei Lawrow besuchte am Sonntag Ägypten als erste Etappe seiner Afrikareise, die auch weitere Treffen in Äthiopien, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo umfasst. Lawrow traf in Kairo den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah Al-Sisi und danach sprach er mit dem ägyptischen Außenminister Samih Schukri. Ägypten nahm im Ukraine-Krieg eine neutrale Position ein. Mit den Gesprächen in Afrika zielt der russische Top-Diplomat darauf ab, der groß angelegten westlichen Kampagne gegen Russland inmitten des Ukraine-Krieges entgegenzuwirken.
Lawrow sprach in Kairo am Sonntag vor den Vertretern der Staaten der Arabischen Liga, wobei er die russische Position bezüglich der Ukraine wiederholte und für die militärische Spezialoperation Russlands in der Ukraine argumentierte. Zudem wies er die Anschuldigungen zurück, das Vorgehen Russlands in der Ukraine sei für die sich abzeichnende Ernährungskrise in manchen Teilen der Welt verantwortlich. Im Vorfeld der Sitzung der Arabischen Liga traf Lawrow auch mit dem Generalsekretär der panarabischen Organisation, Ahmed Aboul Gheit, zusammen, bevor er eine Rede vor der Organisation hielt, die aus 22 Mitgliedern besteht.
Lawrow nutzte seine Rede vor der Arabischen Liga, um die russische Sicht über Entwicklungen in der Ukraine zu erklären: Der Westen habe sein Land zum Einmarsch in die Ukraine gedrängt und er beschuldigte den Westen, Russlands Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit der NATO-Osterweiterung zu ignorieren.
In Kairo versicherte Lawrow seinem ägyptischen Amtskollegen, Sameh Schukri, dass Moskau sich für die Wiederaufnahme von Getreideexporten nach Afrika einsetzt. Auf der Pressekonferenz in Kairo sagte Lawrow auch, dass Mitte 2023 ein zweiter Russland-Afrika-Gipfel stattfinden wird. Das erste Gipfeltreffen fand 2019 in der Schwarzmeerstadt Sotschi statt.
In einem auf der Webseite des russischen Außenministeriums veröffentlichten Artikel wies Lawrow die Anschuldigungen des Westens, Russland sei für die weltweite Nahrungsmittelkrise verantwortlich, zurück als "einen weiteren Versuch, die Schuld auf andere zu schieben". Lawrow lobte den "unabhängigen Weg", den afrikanische Länder bei Ukraine-Frage eingeschlagen hätten, indem sie sich dem Westen bei der Verhängung der Sanktionen gegen Russland und den "unverhohlenen Versuchen der USA und ihrer europäischen Satelliten, der internationalen Gemeinschaft eine unipolare Weltordnung aufzuzwingen", nicht angeschlossen hätten. Der Artikel wurde auch laut AP-Informationen in vier afrikanischen Zeitungen veröffentlicht.
Weniger als zwei Wochen zuvor hatte US-Präsident Biden eine Nahostreise angetreten und besuchte dabei Israel und auch das israelisch besetzte Westjordanland, bevor er nach Saudi-Arabien reiste. Außerdem nahm er in Saudi-Arabien an einem Regionalgipfel der arabischen Golfstaaten sowie Ägyptens, Jordaniens und des Iraks teil, um eine Allianz gegen Irans Einfluss in Nahost zu schmieden, sowie Saudi-Arabien zur höheren Ölförderung zu bewegen.
Der Präsident des Senegals Macky Sall, der derzeit den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU) innehat, und der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa sehen westliche Sanktionen gegen Russland mit großer Skepsis. Als sich die UNO-Generalversammlung im März 2022 zu einer Sitzung zusammenfand, um Russlands Operation in der Ukraine zu verurteilen, votierten nur 28 von 54 afrikanischen Mitgliedern dafür. 17 enthielten sich der Stimme. Die Enthaltungen werden in Afrika als Antwort auf die westliche Doppelmoral in der Internationalen Politik gewertet, da afrikanische Probleme bei der westlichen Führung anders als europäische Probleme behandelt werden.
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