Angesichts der Befürchtung eines Vormarschs der Rebellen auf die äthiopische Hauptstadt gaben das deutsche Außenministerium und die französische Botschaft in Addis Abeba am Dienstag separate Erklärungen ab, in denen sie ihren Staatsangehörigen rieten, das Land unverzüglich zu verlassen. Das Vereinigte Königreich und die USA hatten vor Kurzem ähnliche Empfehlungen an ihre Bürger ausgesprochen.
Ebenfalls am Dienstag bestätigte ein UNO-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Organisation aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage vor Ort daran arbeite, die Familienangehörigen ihrer internationalen Mitarbeiter aus Äthiopien "vorübergehend umzusiedeln".
Anfang dieses Monats wurden 22 äthiopische Mitarbeiter bei Razzien in Addis Abeba, die sich gegen ethnische Tigrayaner richteten, von Regierungstruppen festgenommen und inhaftiert, so die UNO. Einige wurden später wieder freigelassen.
Der aktuelle Konflikt brach vor einem Jahr in Nordäthiopien aus, als die Regierung eine Militäroperation gegen die separatistische Rebellengruppe Tigray People's Liberation Front (TPLF) startete.
Der Gruppe, die das Land jahrelang regiert hatte, bevor sie 2018 gestürzt wurde, ist es in den letzten Monaten gelungen, die Kontrolle über den größten Teil der nördlichen Region Tigray, einschließlich der Hauptstadt Mek'ele, zurückzugewinnen. Am Dienstag erklärte die TPLF, sie habe die Kontrolle über Shewa Robit übernommen und dränge weiter in Richtung zum 220 Kilometer entfernten Addis Abeba vor.
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