Mali gilt als gefährlichster Auslandseinsatz der Bundeswehr. Das zeigte sich in dieser Woche erneut, als deutsche Soldaten in unmittelbarer Nähe des Militärlagers Camp Castor unter Beschuss durch Soldaten der nationalen Armee Malis (Forces Armées Maliennes, FAMa) gerieten.
Der Vorfall ereignete sich nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr am Dienstagabend wenige hundert Meter von Camp Castor entfernt, wo malische Soldaten an einem Kontrollposten stationiert waren. Daraufhin hätten deutsche Soldaten, die zur Sicherung des Camps eingesetzt waren, ebenfalls geschossen – allerdings nicht gezielt, um zu vermeiden, dass malische Soldaten verwundet werden, wie es bei dem Blog augengeradeaus! heißt. Demnach gab es keine Verwundeten.
Es sei am Vorabend zu einem Beschuss gekommen, bei dem es aber keine Verletzten gegeben habe, teilte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos bei Potsdam am Mittwoch mit. Der Zwischenfall habe sich in unmittelbarer Nähe des Lagers ereignet. Für den Beschuss gab es demnach zunächst keine Erklärung.
Die Führung des Einsatzes nahm Kontakt mit den malischen Streitkräften auf, um eine Untersuchung zu erreichen. Im Camp Castor sind Bundeswehr-Angehörige stationiert, die Deutschland für die UN-Truppe MINUSMA (United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission) in dem westafrikanischen Land stellt.
Die deutsche Beteiligung an der UN-Mission MINUSMA in Mali, die der Stabilisierung der Sahelregion dienen soll, ergänzt die deutsche Beteiligung an der EU-geführten Ausbildungsmission EUTM (European Union Training Mission Mali).
Nicht zum ersten Mal wurden deutsche Soldaten in diesem Jahr in dem afrikanischen Land angegriffen. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer (CDU) beharrte darauf, dass nur so zu Stabilität in dem Land beigetragen werden könne.
Das Mandat für die deutschen Soldaten in Mali erlaubt auch "den Einsatz von Waffen zur Durchsetzung des militärischen Auftrages. Eine Teilnahme an Operationen zur Terrorismusbekämpfung ist nicht Teil des Auftrages, alle Soldatinnen und Soldaten haben aber das uneingeschränkte Recht zur individuellen Selbstverteidigung" informiert die Bundeswehr.
Wie der auf Sicherheitsthemen spezialisierte Journalist Thomas Wiegold schreibt, könne es sich bei den am Dienstag unter Beschuss geratenen Soldaten auch um Spezialkräfte gehandelt haben. Darüber hatte der Sprecher des Einsatzführungskommandos keine Einzelheiten angegeben. Diese Zurückhaltung deute "in der Regel auf den Einsatz von Spezialkräften hin.''
Das Militär hatte im Mai die Übergangsregierung gestürzt, die bis zu den Präsidentschaftswahlen 2022 im Amt sein sollte. Jüngst haben Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Außenminister Heiko Maas den Bundeswehreinsatz in Mali infrage gestellt und sich auf Berichte berufen, wonach die Militärjunta des Landes plane, eine russische Söldnertruppe ins Land zu holen. Auch Malis ehemalige Kolonialmacht Frankreich zeigte sich irritiert.
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