Nach dem gestrigen Angriff auf eine Bundeswehrpatrouille in Mali sollen die zwölf dabei verletzten deutschen Blauhelmsoldaten heute nach Deutschland zurückgeflogen werden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen sie aus dem westafrikanischen Land nach Köln und möglicherweise auch nach Stuttgart geflogen werden. Ein erster Evakuierungsflug war am frühen Samstagmorgen von Deutschland aus gestartet. Der Airbus A400M der Luftwaffe hob vom Fliegerhorst Wunstorf nordwestlich von Hannover ab.
Der Flugzeugtyp kann als fliegende Intensivstation eingesetzt werden und wurde unter anderem während der COVID-19-Pandemie zur Verlegung von Patienten aus Italien und Frankreich nach Deutschland genutzt.
Am Freitagmorgen um 6.28 Uhr Ortszeit hatte ein Selbstmordattentäter eine Patrouille deutscher UN-Soldaten mit einer Autobombe angegriffen und 13 Menschen verletzt. Nach offiziellen Angaben handelte es sich um zwölf Deutsche und einen Belgier. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte noch am Freitag, drei der Deutschen seien schwer verletzt worden. Nach Angaben der UNO sicherten die Soldaten den Konvoi eines malischen Bataillons. Dem war am Vortag die Explosion eines Sprengsatzes vorausgegangen, es entstand aber nur Sachschaden an einem Fahrzeug.
Der Selbstmordanschlag wurde etwa 180 Kilometer nordöstlich der Stadt Gao verübt, in deren Nähe die meisten Bundeswehrsoldaten in Mali stationiert sind. Zum Zeitpunkt des Anschlags um 8.28 Uhr deutscher Zeit hatten sich die Soldaten noch in einer "Nachtformation", einer Art schützenden Wagenburg befunden, wie das Einsatzführungskommando den Führungsoffizieren mitteilte. "Mit zivilen Rettungshubschraubern und einem UN-Hubschrauber wurden die Verwundeten nach Gao in französische, chinesische und deutsche medizinische Einrichtungen gebracht", heißt es weiter.
Derzeit sind rund 900 deutsche Soldaten an der UN-Mission MINUSMA beteiligt. Die Obergrenze liegt bei 1.100 Männern und Frauen aus Deutschland. Die Mission soll den Friedensprozess in Mali unterstützen. In dem Land sind islamistische Terrorgruppen aktiv. Im Jahr 2013 schlug eine massive französische Militäroperation ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Bamako zurück. Organisierte Kriminalität und grenzüberschreitender Schmuggel sind ebenfalls ein Problem in der Region, durch die Migrationsrouten nach Nordafrika und weiter nach Europa verlaufen.
In jüngster Zeit gab es zwei Militärputsche in Mali. In letzter Zeit wurde sogar die Frage aufgeworfen, ob sich Mali nach dem jüngsten Putsch sogar in Richtung radikaler Islamismus bewegt. Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte eine grundlegende Neuausrichtung der französischen Militärpräsenz in der Sahelzone an – und ein Ende des französischen Anti-Terror-Einsatzes "Operation Barkhane". Bilaterale Militäreinsätze mit Mali wurden ausgesetzt, um den Druck auf den Krisenstaat und die Putschisten zu erhöhen. Frankreich – das aktiv islamistische Terroristen in der Sahelzone sucht und angreift – hat wiederholt den Tod eigener Soldaten betrauert.
Der Linken-Politiker Gregor Gysi forderte den Abzug der deutschen Soldaten aus Mali. Der Einsatz sei von Anfang an falsch gewesen, sagte Gysi, der außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag ist, der Deutschen Presse-Agentur. "Man musste mit einem solchen Terroranschlag rechnen. Die Folgen sind schmerzhaft und äußerst bedauerlich." Es sei "höchste Zeit, die Soldaten abzuziehen und eine ernsthafte politische und diplomatische Vermittlung zu suchen."
Die Verteidigungsbeauftragte des Bundestages Eva Högl (SPD) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Samstag: "Die Nachricht ist schockierend. Meine Gedanken sind bei den Soldaten und ihren Familien. Ich wünsche ihnen viel Kraft. Das Wichtigste ist, dass die Verletzten die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten und sicher nach Deutschland gebracht werden."
Mehr zum Thema - Mali: Putschistenführer Assimi Goïta übernimmt Präsidentenamt
(rt/dpa)