Nach "Putsch im Putsch": Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft suspendiert Mali

Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas hat die Mitgliedschaft von Mali vorerst ausgesetzt – zwei Tage nachdem sich Putschistenführer Assimi Goïta zum neuen Übergangspräsidenten ausrufen ließ. Die Organisation fordert die Rückkehr zu einer Zivilregierung.

Ecowas fordere "die sofortige Ernennung eines neuen zivilen Staatschefs", hieß es in einer Mitteilung am späten Sonntagabend. Die Wirtschaftsgemeinschaft hatte im benachbarten Ghana einen Krisengipfel abgehalten. Eine neue Übergangsregierung – bestehend aus Vertretern der Zivilgesellschaft und der Armee – müsse umgehend gebildet werden, mahnte Ecowas.

Außerdem müsse Mali an den geplanten Wahlen im Februar 2022 festhalten, die die ehemalige französische Kolonie zurück auf den Weg zur Demokratie leiten sollen, hieß es. Das Verfassungsgericht in der Hauptstadt Bamako übertrug dem 38 Jahre alten Oberst Goïta am Freitagabend die Amtsgeschäfte. Schon 2012 hatte es unter der Führung von Hauptmann Amadou Sanogo einen Staatsstreich gegeben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron drohte mit dem Rückzug der Truppen seines Landes, sollte sich Mali nach dem neuesten Putsch in Richtung radikaler Islamismus entwickeln. In dem Land mit rund 20 Millionen Einwohnern ist auch die Bundeswehr mit mehreren Hundert Soldaten im Einsatz.

Goïta hatte im vergangenen August einen Militärputsch geführt, der den gewählten Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta stürzte. Anfang vergangener Woche zwang das Militär auch den bisherigen Interimspräsidenten Bah N'Daw und Premierminister Moctar Ouané zum Rücktritt. Die politische Lage in der ehemaligen französischen Kolonie ist seit Jahren nicht stabil. Frankreich hat dort mehr als 5.000 Soldaten stationiert, um islamistischen Terrorismus zu bekämpfen. Mali – ein Wüstenstaat dreieinhalb Mal so groß wie Deutschland – hatte 1960 die Unabhängigkeit erlangt. 2013 schlug erst ein massiver Militäreinsatz der früheren Kolonialmacht den Vormarsch islamistischen Terrorgruppen auf Bamako zurück. Einige dieser Gruppen haben dem "Islamischen Staat" (IS) oder Al-Qaida die Treue geschworen.

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(rt de/dpa)