Die ersten Schiffe aus den Häfen von Mombasa und Daressalam legten am Donnerstag im kenianischen Seehafen Lamu an. Die kenianischen Behörden hoffen, dass der Hafen am Indischen Ozean, der zweite Tiefwasserhafen des Landes, Fracht anziehen wird, die für die benachbarten Binnenstaaten Äthiopien, Südsudan und auch Somalia bestimmt ist, und dass er Umschlagdienstleistungen anbietet, bei denen große Schiffe ihre Fracht zur Weiterverteilung durch kleinere Schiffe hier umladen lassen.
Der Hafen von Lamu, der von der China Communications Construction Company (CCCC) über mehrere Jahre gebaut wurde und rund 3 Milliarden Dollar kostet, soll den bestehenden Hafen von Mombasa als natürlicher Tiefseehafen ergänzen, der größere Seeschiffe abfertigen kann, erklärte im April ein Vertreter von Kenias Hafenbehörde (KPA) der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Die Inbetriebnahme des ersten Liegeplatzes wurde am Donnerstag von Kenias Präsident Uhuru Kenyatta vorgenommen. Zwei weitere Liegeplätze werden bis Ende dieses Jahres fertiggestellt, womit die erste Bauphase abgeschlossen sein wird.
"Der Hafen von Lamu liegt strategisch günstig in der Mitte wichtiger Schifffahrtsrouten", so Kenyatta.
Nach seiner Fertigstellung soll der Hafen über 32 Liegeplätze verfügen, was ihn zum größten Tiefwasserhafen in Subsahara-Afrika macht. Zugleich eröffnete Kenia damit einen neuen Transportkorridor, der seine riesige nördliche Region und die Nachbarländer mit dem Meer verbindet.
Der Hafen von Lamu ist ein wichtiger Meilenstein für ein riesiges Infrastrukturprojekt in Ostafrika, das "Lamu Port-South Sudan-Ethiopia Transport" (LAPSSET) Korridor-Projekt, das 2012 gestartet wurde und Kenia, Äthiopien sowie den Südsudan miteinander verbinden soll und zu dem dann weitere Flughäfen, Eisenbahnlinien, Autobahnen und diverse Energie- sowie Tourismus-Projekte gehören sollen.
Laut Reuters gibt es zwar Sicherheitsbedenken angesichts der Nähe des Hafens zu Somalia, von wo aus Kämpfer der Terrormiliz al-Shabaab Ziele auf den einsamen Straßen angreifen könnten, die den Dschungel um Lamu durchschneiden. Doch vor Ort scheint die Stimmung angesichts des Projekts weitaus optimistischer.
Chris Flowers, der Chef des kenianischen Avocado-Exporteurs Kakuzi, der den Hafen bereits nutzt, sagte Reuters, dass die kenianischen Produzenten davon immens profitieren werden.
Die Verantwortlichen des Projekts sehen die Inbetriebnahme des Hafens für Kenia als Start an eine strategische Position, um Dschibuti und Südafrika den Umschlagmarkt streitig zu machen.
Präsident Kenyatta hofft, dass der neue Hafen die kenianische Wirtschaft auf dem Kontinent und weltweit positionieren und die Erholung des Landes von der Corona-Krise unterstützen wird. Die Inbetriebnahme des Hafens werde den Norden Kenias für den internationalen Handel öffnen und damit die Position des Landes als wirtschaftliches Tor zu Afrika stärken. Das Land strebe an, bis zum Jahr 2030 ein wohlhabendes Land mit mittlerem Einkommen zu werden.
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