Ursprünglich wollte Südafrika – das zahlenmäßig am härtesten von Corona betroffene Land in Afrika – seine Impfkampagne mit dem AstraZeneca-Impfstoff beginnen. Vergangene Woche kamen eine Million Dosen des Wirkstoffs an. Doch am Wochenende veröffentlichten die Universitäten von Oxford und Witwatersrand eine Studie, wonach das Vakzin nur minimal vor leichten und moderaten Erkrankungen nach einer Infektion mit der in Südafrika vorherrschenden Variante B.1.351 schützt. Obwohl keiner der 2.000 Studienteilnehmer mit schweren Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert wurde oder starb, infizierten sich 39 Teilnehmer mit dem Virus: 19 aus der Impfstoffgruppe und 20 aus der Placebogruppe.
Daraufhin stoppte Südafrika vorübergehend die geplanten Impfungen. Die eine Million Dosen sollen über die Afrikanische Union auf andere Länder des Kontinents aufgeteilt werden.
Anban Pillay, stellvertretender Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, sagte zu Reuters am Dienstag, es sei nicht wahr, dass Pretoria versucht habe, die Impfdosen nach Indien zurückzuschicken, wo sie hergestellt worden waren. Er bestätigte aber, dass das Land die Medikamente an andere Länder verteilen werde. Südafrika wolle auch das ausgegebene Geld für den AstraZeneca-Impfstoff zurückbekommen, wisse aber noch nicht, wie.
AstraZeneca stellte die Studie in Frage und teilte mit, mit der Anpassung seines Impfstoffs an die südafrikanische Corona-Mutation begonnen zu haben. Das Unternehmen erwarte jedoch weitere Studien, die beweisen sollen, dass schwere Krankheitsfälle, die durch diese und andere Corona-Mutationen verursacht werden, verhindert werden können. Der AstraZeneca-Impfstoff war bislang vor allem für Entwicklungsländer die große Hoffnung – unter anderem, weil er nicht bei besonders niedrigen Temperaturen gekühlt werden muss und das die Logistik vereinfacht.
Die Afrikanische Union will die Verwendung des AstraZeneca-Vakzins trotz Bedenken hinsichtlich seiner Wirksamkeit gegenüber der südafrikanischen Mutation weiterhin unterstützen. In diesem Jahr sollen rund 100 Millionen Impfdosen an die Organisation geliefert werden.
Pretoria will stattdessen die geplante Impfkampagne mit dem noch nicht genehmigten Johnson & Johnson-Impfstoff starten, obwohl er nirgendwo auf der Welt eingesetzt wird. Das Land habe sich neun Millionen Dosen davon gesichert, sagte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa am Donnerstag. Die erste Ladung mit 80.000 Dosen wird diese Woche erwartet.
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